Dorfpolizei in Ramelsloh
Emil Lange hatte einen schweren Job zu machen. Um seine Dienstgeschäfte zu erledigen in den 3 Orten benötigte er dringend ein Fahrrad. Bei einer Hausdurchsuchung in Holtorfsloh, gemeinsam mit den britischen Besatzern wurde er fündig. Gesucht wurde Haus für Haus nach verschwundenen Tarnstoffballen aus der Scheune im späteren „Romaris“. Auf dem Heuboden von H. Maack entdeckte er dabei das verstecktes Fahrrad eines ausgebombten Verwandten. Kurzerhand folgte die Beschlagnahmung des Vehikels, und Herr Lange hatte fortan ein Dienstfahrrad. Erst mit Hilfe des britischen Kommandanten in Winsen bekam der Besitzer sein Rad Jahre später zurück.
In den kalten Wintern der Nachkriegszeit war Feuerholz sehr gefragt. So wurde in den Nächten auf dem Brennhassel heimlich Stubben gerodet. Es hagelte demzufolge Anzeigen und Vorstrafen.
Es war so kalt, dass die Kinder nur die Schule aufsuchten, um die Schularbeiten abzuholen; denn geheizt werden konnte aus Holzmangel nicht. Erst auf Anordnung des Bürgermeisters Hermann Staacke wurden die Bauern reihum verpflichtet Holz für die Schule zu beschaffen.
Zum Friseur brachten die Frauen für die dreistündige Prozedur einer Dauerwelle noch Brikett mit, damit warmes Wasser zur Verfügung stand. Für Schwarzhandel-, Schwarzbrennerei und Schwarzschlachten hatte Herr Lange einen besonderen Riecher. Da er aber so gerne Essen mochte, drückte er oft ein Auge zu und brachte einen schönen Braten für seine „Mausi“, wie er seine Gattin liebevoll nannte, mit nach Hause. Schnaps war auch sehr begehrt. Zur Hochzeit meiner Eltern wurde Haareschneiden aus aktuellem Anlass mit Kartoffel- oder Rübenschnaps bezahlt. So manch ein Schwarzbrenner wurde vom Dorfpolizisten überführt.
Alltag bei der Ortspolizei
In der kalten Jahreszeit trug Herr Lange: Dienstmütze, Uniformjacke, Koppel mit Schulterriemen, Reiterhose und Schaftstiefel, darüber einen langen Ledermantel den er hochknöpfte und am Gürtel befestigte bevor er sein Fahrrad bestieg. 1957 baute er an der Ohlendorfer Straße ein kleines Häuschen und hatte nun auch ein Dienstzimmer mit der riesigen Schreibmaschine die er nur im „Einfingersuchsystem“ schwerfällig bediente.
Die BMW – Werke in Bayern bauten in der Zeit von 1955 bis 1962 die kleine „Isetta“. Ein Polizeiauto dieses Modells wurde auch in Niedersachsen eingesetzt. Herr Lange kam so auch in den Genuss und wurde nun auch mobiler. Wollte nun das Ehepaar Lange zur allwöchentlichen Skatrunde nach Ohlendorf, war das Auto schon an der Belastungsgrenze angelangt. Während eines Besuchs im Gemeindebüro im Gasthaus Dörels wurde sein Auto in der Dunkelheit von kräftigen Jungs auch kurzer Hand aufgebockt.
Die Firma Eddelbüttel konnte den Schaden schnell entdecken, und so konnte die Fahrt fortgesetzt werden nachdem die Bodenhaftung der Hinterräder wieder hergestellt war.
Sehr angenehme Auftritte hatte Herr Lange an den Vereinsfesten. Mit seiner weißen Schirmmütze sicherte er den Schützenumzug in Ohlendorf und in Ramelsloh bis runter zur Seeve. Er nahm traditionell an dem Kommers teil; denn neben seiner Leidenschaft zu rauchen, pflegte er gute Mahlzeiten. Die Familie Lange war auch bekannt für schwergewichtige Schlachtschweine aus eigener Mästung.
Polizei nach 1945
Für die Polizei in der „Britischen Zone“ nach 1945 gab es schnell einen Neuanfang. Die Briten gliederten die Organisation neu. Über die Entnazifizierung sollte schnell eine zivile, lokale Polizei geschaffen werden. Mit dem Gesetz über „die öffentliche Sicherheit und Ordnung“. Sie hatten strenge Personalauswahl vorgenommen, und z. B. das öffentliche Auftreten hoch bewertet. Feingefühl und strenge Unparteilichkeit waren gefragt. Schwerpunkte der Arbeit war die Eindämmung des Schwarzmarktes, des Betruges und vor allem des Diebstahls. Die Ausrüstung bestand zunächst einmal aus Schlagstock und natürlich ohne Schusswaffe. War keine Uniform vorhanden, dann in Zivil mit Armbinde „MG Police“. Erst 1951 kam die Verstaatlichung der Polizei.
Soweit die Angaben aus der „Geschichte der Polizei in Niedersachsen
Wie war die Situation in unseren drei Gemeinden?
Schon im Juli 1945 bestätigte man mir das erste Auftreten eines Polizisten in Ramelsloh. Das Flüchtlingspaar Emil und Martha Lange waren schon bei „Lübben“ , heute Heiner Oertzen“, einquartiert. Geboren 1910 in Westpreußen lebte er bis 1988 in einem kleinen Haus gegenüber von „Knolles Markt“. Gemeinsam mit seiner Frau Martha, geb. Dulinski,
(1998 – 1975). Sie hatten sie ein Pflegekind, Heinz Dulinski.
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Der Gendarm im Dorf galt als Respektsperson . Er rangierte in der „Hierarchie des Dorfes“, hinter Bürgermeister und Pastor an dritter Stelle. Die Nähe zur Bevölkerung war schon bedingt durch die gemeinsamen Kontrollgänge mit den Besatzern gegeben. So kannte er „seine Leute schon am Gang“ wie er mir einmal erzählte. Herr Lange war sehr diensteifrig und genau.