Wasserversorgung in Ohlendorf
In Ohlendorf, wie auch in anderen Dörfern, versorgten die Menschen sich in früheren Zeiten mit Wasser aus Brunnen. Die Förderung erfolgte mit Wippen. ( Bild) Da Ohlendorf etwas höher gelegen ist als die Nachbardörfer, trockneten die Brunnen in trockenen Sommern häufig aus. Das bedeutete große Not für Menschen und Tiere. Aus dieser Not schlossen sich Anfang des 20sten Jahrhunderts 3 Vollhöfe, ein Gastwirt und 17 Abbauern zusammen und gründeten einen Wasserleitungsverein .Die Gründung wurde am 12. Juli 1910 vom königlichen Notar Dr. Bähring aus Winsen beurkundet. Der Verein baute auf dem heutigen Grundstück „Zum Jugendheim 8“ eine Windturbine ( Bild) mit einer Höhe von 24m, um mit der Windkraft das Wasser aus größeren Tiefen holen und es in einen auf dem höchsten Punkt gelegenen Wasserbassin, heute „ Mittelweg 4“ pumpen zu können. Von dort lief es aus eigener Kraft durch gußeiserne Rohre in die tiefer gelegenen Häuser. Das war ein großer Fortschritt, aber auch eine kostspielige Investition. Die Gesamtkosten betrugen 8.400,– Mark, das bedeutete pro Mitglied 400,– Mark. Zum Vergleich: Ein Einfamilienhaus kostete 3.000,– Mark. Mit dieser Anlage wurde der nördliche Teil von Ohlendorf versorgt. Drei Jahre später bauten die Menschen des südlichen Teils noch einmal die gleiche Anlage.
Der Wasserverbrauch stieg schon damals ständig an, so dass in trockenen und vor allem in windarmen Zeiten das Wasser nach wie vor knapp war.
In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden unsere Dörfer mit Strom von dem „Seevestromwerk“ aus Ramelsloh versorgt. Nun schlossen sich die beiden Wasserversorger zusammen und stellten auf dem höchsten Punkt an der Brackeler Straße eine Tiefbohrung her. Nach dem Zusammenschluss setzten die Mitglieder auf der Generalversammlung 1935 den Wasserpreis auf 15 PF pro Teilnehmer und Monat fest. Jährlich wurden ca. 8.000 cbm gefördert. Im II. Weltkrieg, in den kalten Wintern, waren die meisten Leitungen zugefroren. Es gab nur noch an wenigen Stellen im Dorf fließendes Wasser. Die Entwicklung ging weiter, im Jahre 1951 installierte man einen Druckkessel, damit konnte einiger Maßen gleichmäßiger Druck hergestellt werden
Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden in Ohlendorf viele Häuser gebaut, und der Wasserverbrauch stieg ständig an, so dass der Verein sich den Gegebenheiten in Menge und Qualität anpassen musste. Wassermangel herrschte aber nur noch selten. In den siebziger Jahren wurden bereits 80.000 cbm gefördert.
Im Laufe der Zeit war die Bebauung dicht an die Wasserquellen herangerückt, außerdem befand sich südlich von Ohlendorf eine Mülldeponie, so dass der Landkreis sich weigerte weitere Fördergenehmigungen an dieser Stelle zu erteilen. Das hätte für Ohlendorf den Bau eines neuen Wasserwerkes mit Ausweisung eines Wasserschutzgebietes erfordert. Diese Kosten hätten die Ohlendorfer Bürger nicht tragen können. So wurde nach vielen Verhandlungen die Belieferung mit Wasser und die Übergabe des Leitungsnetzes per 1.1.1993 an den Wasserbeschaffungsverband Landkreis Harburg übertragen.
Das restliche Guthaben des Vereins wurde den Ohlendorfer Vereinen zur Verfügung gestellt.
Damit war die Geschichte des Ohlendorfer Wasserleitungsvereins nach mehr als 82 Jahren beendet.
Karl-Werner Vick