Gedenktafel zu Ehren von Major Alan Douglas Seddon in Winsen feierlich enthüllt / Vom Besatzer zum Freund
thl. Winsen.
Er kam in der Uniform eines siegreichen Gegners und er ging mit der Freundschaft vieler Deutscher im Herzen – Major Alan Douglas Seddon (1889 – 1976). Ihm zu Ehren wurde jetzt im Rahmen einer Feierstunde eine Gedenktafel enthüllt, die am Gebäude der Volksbank in der Rathausstraße hing. Denn dort stand nach Kriegsende die sogenannte „Eppensche Kachelvilla“, in der Seddon seinen Regierungssitz hatte. Die Laudatio auf Seddon hielt Zeitzeuge Herbert Rode (88), der als Kriegsgefangener der Engländer für sie als Dolmetscher arbeitete.
Major Alan Douglas Seddon kam am 8. Mai 1945 – direkt nach der Kapitulation – nach Winsen. Seine Aufgabe: Alles Militärische sowie die Nationalsozialistische Partei zu zerschlagen. Gleichzeitig sollte er die Regierung im Feindesland aufbauen. Der „Besatzer“ erwies jedoch schnell als jemand, dem „das Wohl der Menschen am Herzen lag“, heißt es auf der Erinnerungstafel. Er bemühte sich, „die Not der Menschen in diesen sehr schweren ersten Nachkriegsjahren zu lindern, wo es ihm möglich war. In ganz besonderer Weise war Seddon um das Wohlergehen der Jugend besorgt“.
Seddons Verantwortungsbereich im damaligen Winsener Kreisgebiet war groß. Er musste eine funktionierende Verwaltung aufbauen und dafür geeignete Menschen finden. Er hatte die Polizeigewalt und musste für eine einsatzbereite Feuerwehr sorgen. Die größte Herausforderung für ihn war die Wiedereröffnung der Schulen im Herbst 1945. Ein neuer Schulrat musste her, neue Lehrer eingestellt, Lehrpläne erstellt und die Schulen von Flüchtigen geräumt und teilweise instand gesetzt werden. Seddons Vorteil bei seinen Kontakten: Er sprach ausgezeichnet Deutsch und verstand auch problemlos Plattdeutsch. Diese Kenntnisse hatte er als Kriegsgefangener im ersten Weltkrieg erworben, als er auf einem nordniedersächsichen Gehöft arbeitete.
1946 begann Alan Douglas Seddon mit der öffentlich getragenen Jugendarbeit, bestellte Werner Seifert als ersten Kreisjugendpfleger in Niedersachsen und organisierte mit ihm zusammen Jugend-Zeltlager auf dem Töps in Hanstedt.
Artikel und Bilder aus der Zeitung Winsener Anzeiger von 2016