Das Wappen von Ramelsloh
Ramelsloh – Wat de neie Hahn noch nich sehn hett
Wer von der Autobahn Hamburg-Hannover kurz hinter dem Horster Dreieck aus seinen Blick in westliche Richtung wenden kann, der entdeckt Ramelsloh und von Ramelsloh den zwischen schönen, alten Bäumen herausragenden Kirchturm der Stiftskirche. Mit der Kirche entdeckt man das, was Ramelsloh von alters her prägte. Der Überlieferung zufolge, die sich auf wohl zu Beginn des 11. Jahrhunderts gefälschte angebliche Urkunden König Ludwigs des Deutschen von 842 und Papst Nikolaus‘ I. von 864 beruft, soll das Stift St. Sixtus und Sinnitus in Ramelsloh von Ansgar, dem ersten Erzbischof von Hamburg-Bremen, gegründet worden sein. Ansgar soll eine Zuflucht gesucht haben, als Hamburg 845 durch die Wikinger zerstört wurde. Den Platz dafür soll ihm die edle Frau Ikia im Wald Hramesloa an der Seeve im Bardengau geschenkt haben. Das Datum der ältesten urkundlichen Erwähnung ist zwar 937, die Ramelsloher halten jedoch mehr von 845.
Nicht nur die Kirchengeschichte machte Ramelsloh bekannt. Mindestens drei Bürger halfen kräftig mit: Tischlermeister Johann Harms baute zu Anfang des 20. Jahrhunderts ein Flugzeug, bekannteste Erfindung des Physikers Dr. Manfred Seiffert – er besaß zuletzt 40 Patente – war ein Unterwassersender für U-Boote, Albert Scharfenberg, der letzte Gastwirt des „Klosterkrugs“, erfand eine Schnellkupplung, mit der Feuerwehrfahrzeuge ausgerüstet werden. Zu den berühmten Geschöpfen des Ortes gehört nicht nur der Wetterhahn der Kirche, der 1981 vom Turm stürzte und durch einen neuen ersetzt wurde, sondern lebende Hühner und Hähne. Die Hühnerzucht ist wahrscheinlich auf das mittelalterliche Chorherrenstift zurückzuführen, hatte für das Dorf jahrhundertelang eine besondere Bedeutung. 1874 wurde das Ramelsloher Landhuhn unter dem Namen „Ramelsloher“ gar zu einem Rassehuhn. Dem „Weißen Ramelsloher“ folgte das „Ramelsloher Blaubein“. Heute sind die „Ramelsloher“ im Kreismuseum am Kiekeberg in Ehestorf zu bewundern.
Otto Schneider