Kriegerverein Ohlendorf und Umgegend
-Vorgänger der heutigen Schützenkameradschaft Ohlendorf–
Die Jahrhundertwende (um 1900) war die Zeit der Gründungen der Kriegervereine. Diesen Vereinen durften nur gediente Soldaten angehören. Jedes Mitglied musste nachweisen, wann und wo es seine Militärzeit absolviert hatte, mit welchem Dienstgrad es entlassen wurde und ob es an Feldzügen teilgenommen hatte. Einige waren schon 1866 bei Langensalza dabei, andere hatten am deutsch-französischen Krieg 1870/71 teilgenommen.
Nun hatten einige Ohlendorfer (Gediente Soldaten) schon 1898 Kriegerverein Ramelsloh / Ohlendorf mit gegründet. Doch die hohe Behörde, sprich das königliche Landratsamt in Winsen, wollte dem die Statuten nicht genehmigen. Sie warf dem Vorstand, der je zur Hälfte aus Ramelslohern und Ohlendorfern bestand, vor, dass sich Parteien politischer Richtungen in dem Verein befanden. Dem Vorsitzenden wurde auferlegt den Verein „reinzuschaffen“, (so ein Ramelsloher Tagebuch). Daraufhin wurde eine Versammlung einberufen, auf welche der Vorsitzende die Kameraden, die sich einer Partei angescchlossen hätten , aufforderte, von der Partei abzulassen oder freiwillig aus dem Verein auszutreten. Wörtlich heißt es:
Wenn es jemandem bewiesen werden könnte. dass derselbe die Liebe und Treue zum Kaiser nicht pflegt, dieser nach § 3 aus dem Verein ausgestoßen werde.
Aber auch danach hat sich niemand zu seiner Partei bekannt. Erst als der Landrat persönlich dem Vorstand 6 Namen genannt hatte, wurden diese tatsächlich ausgestoßen. Einer der „Ausgestoßenen“ war der 1. Vorsitzende.
Daraufhin wollten die Ohlendorfer austreten und sie beanspruchten die Hälfte des Vereinsvermögens. Man ließ sie austreten, aber das Vereinsvermögen blieb wo es war. Die Ohlendorfer, die nun schon vereinserfahren waren, gründeten ihren eigenen Verein.
Am 15, Oktober 1900 trafen sich 27 Männer und gründeten in Maacks Gasthaus einen eigenen Verein. Der Versammlungsbeschluss lautet wie folgt:
Kameraden aus Ohlendorf, welche bislang dem Kriegerverein Ramelsloh angehörten, haben den Austritt aus demselben erklärt, weil anscheinend der Verein in seiner Zusammensetzung das Wohlwollen der hohen Behörde nicht gefunden hat.
Die Kameraden aus Ohlendorf haben nun beschlossen, einen neuen Verein zu gründen unter dem Namen “Kriegerverein Ohlendorf und Umgegend“
Danach wurde zur Vorstandswahl geschritten und folgende Kameraden gewählt:
- Vorsitzender August Behr Abbauer und Viehhändler. Stellvertreter, Peter Schröder. Schriftführer Georg Dohrmann, 2. Schriftführer Adolf Struckmeyer und zum Cassierer Wilhelm Schmahl. Wer nun diesem Verein beitreten wollte, musste Angaben zu seiner Person, aber vor allem zu seiner militärischen Dienstzeit machen. Hier ein Beispiel eines Vorfahren von Ingelore Peters.
Hans,Peter, Friedrich Peters, geb am 18.März 1841 zu Ohlendorf Kreis Winsen an der Luhe. Stand oder Gewerbe: Abbauer. Religon evangelisch. Verheiratet: ja, Kinder 2. Militärische Dienstzeit am 23. April 1862 beim 5.hannoverschen Infantrie-Regiment. Entlassan am: 1. Oktober 1863 zur Reserve als Gemeinder
( von gemeiner, einfacher Soldat). Orden und Ehrenzeichen: Denkmünze für Langensalza und Kriegsgedenkmünze 1870. Feldzüge: 1866 und 1870/71.
Dem Verein beigetreten am 15. Oktober 1900. —
Die erste Generalversammlung fand schon am 4. November 1900 statt. Hier wurde beschlossen, dass am 27. Januar 1901 der Geburtstag seiner Majestät „Kaiser Wilhelm II“ gefeiert werden soll. Schon am Vorabend um 20 Uhr wollten die Mitglieder mit Fackeln durch das Dorf marschieren, sie nannten das den Zapfenstreich. Am 27.01. morgens um 7 Uhr ist Reveile (so nannte man den Weckruf beim Militär). Nachmittags 3 Uhr Antreten beim Vereinslokal und wieder Rundmarsch durch das Dorf. Ab 4 Uhr nachmittags Festball. Der Eintritt für die Kameraden beträgt 1.-Mark, Nichtkameraden 1,5 Mark, Damen und Nichttänzer zahlen 50 Pf. Jeder Kamerad hat eine Dame frei. (was immer das heißen mag?!)
Außerdem wurde beschlossen, dass eine Schärpe (schwarz/weiß/rot) für den Präsidenten, 10 Fackeln und 4 lebensgroße Wandbilder angeschafft werden sollen. Wie wir erfahren konnten handelt es sich bei den Bildern um „Kaiser Friedrich III“, (99Tage Kaiser) „Kaiser Wilhelm II“ und die „Germania“, eine gekrönte Frau mit erhobenen Schwert. Diese Bilder wurden nur bei Festlichkeiten aufgehängt.
Diese angesprochenen Dinge waren in allen Kriegervereinen Brauch aber auch Verpflichtung. Über die Kriegervereine in der Weimarer Republik und den
Übergang in die Zeit des Nationalsozialismus 1933 – 1945 berichten wir in den nächsten Ausgaben.
Karl-Werner Vick / Ingo Pape