„Der Weihnachtsgrog !“

Der Weihnachtsgrog, ein alter Brauch in Ramelsloh

Noch in den 60ger Jahren gab es in Ramelsloh 4 Säle, in Ohlendorf und Holtorfsloh je einen. Alle für mind.  100 bis 200 Personen. So ist der Weihnachtsball bei Scharfenberg sicher noch vielen in guter Erinnerung. Ebenso der Sportlerball am Pfingsten mit vielen Turndarbietungen schon am Nachmittag. Der Ernteball, das Schützenfest an der Seeve, der Feuerwehrball und Faslam waren die großen Ereignisse in den Dörfern. Gut verteilt über das Jahr war also immer was los. Die Veranstaltungen waren immer gut besucht und wenn es Mitternacht wurde, saßen die Gäste in den Clubräumen und stärkten sich mit einem Steak und Kaffee für die letzte Runde. Mit einem zünftigen Feldquartier, auf Tischdecken sitzend, mit Kerzen und Livemusik wurde kräftig gesungen, bevor es heimwärts ging. Oft wurde noch ein Nachtvesper eingelegt wo es traditionell Spiegeleier gab. Den Feuerwehrball feierte man jedes Jahr im Dorf auf einen anderen Saal. Die Kameraden trafen sich vorher bei „Dain“ (ehem. E. Bellmann) zum Aufwärmen mit einigen Rumgrogs. Fröhlich marschierten sie mit Blasmusik in das Festlokal. Hier empfing der Gastwirt vom Seevelokal (Rühmann) die Blauröcke mit einem Rumgrog zur Begrüßung.

Erst jetzt konnte der Ball beginnen und die Damen konnten endlich das Tanzbein schwingen. Die vielen Gastwirtschaften wurden damals alle gut besucht, so waren Früh– und Spätschoppen gepflegte Gewohnheiten. Bei Otto Jochim in Ohlendorf gab es sehr lange noch die traditionelle Feierabendrunde, einen festen Stammtisch der großen Bauern, oder die Zimmerleute von Heuer aus Hanstedt, die bei Scharfenberg jeden  Abend, aus Hamburg kommend, ihren Dämmerschoppen machten.

In der kalten Jahreszeit trank man oft Rum-Grog, Eisbrecher (Gemisch aus Rotwein und Rum), oder Weingrog. Wichtig war dabei die Regel: Wasser kann, Rum muss!“ Am ersten Weihnachtstag holte man sich einen „Weihnachtsgrog“ ab. Schon vor der Gaststätte roch es nach Rumgrog gepaart mit Zigarrenduft der schweren, hellen oder dunklen „Handelsgold“. Den ersten Grog spendete der Wirt. Der Wasserkessel stand auf dem Herd und es klingelte lustig, wenn wieder ein Tablett aus der Küche gebracht wurde. Die Tradition lies die Gäste vorzugsweise ihre „Stammwirtschaft“ aufsuchen. Doch es war nicht unüblich die naheliegende Konkurrenz aufzusuchen bevor es nach Hause ging zum Weihnachtsbraten.

Immerhin gab es mit „Remmers“, an und über der Seeve, viele Möglichkeiten die Spendierlaune der Wirte auszunutzen.

Grog wurde  natürlich auch beim Hausschlachten, beim Viehhandel usw. getrunken. In Asendorf auf dem Schützenfest im Juli, erlebte ich einen Stammtisch bei Matthies, an dem bei 30° Außentemperatur  noch Grog getrunken wurde. Diese älteren Herren trugen ihren Schhützenjoppen nur leicht aufgeknöpft. Motto war: Was für die Kälte gut, ist auch für die Wärme gut!“.

Na, denn man Prost !

 

Ingo Pape

 

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