Dat ganze Dörp wär ein Speelplatz

­­­­­­­­­­­­­­­­­­Dat ganze Dörp wär ein Speelplatz

Hebbt de Deerns noch Schötten (Schürzen) ümhat, so wär de Renner bi de Jungs de Ledderbüx mit Büxendrägers. De Büx wär jümmer sein praktisches Deil, nich bügeln und nich waschen. Güng dat na School hin, treck man einfach ein rein‘ Hemd an und Namiddags dat vun Vördag to’n speelen, ferdig wär de Kram. Je speckieger de Büx, je „cooler“ seggt man ja hüttigen Daag’s. De Deerns hebbt jümmers bunte Klee‘der mit verschiedene Kragens anhat, und wenn buuten köhler wör, hett man ok öcht mal de swadde Trainingbüx ünnertrocken. De wär von innen anraut und hätt ein Gummizug an Buuk und an de Bein hat.

Dat wär ok de Tied at de eisten „Comix“, Micky Maus und Fix und Foxi kommen sünd. Wenn Olympia, Football WM oder EM wär gäw dat Sammelbiller, und dor wärn wi ganz dull achteran, Kolonialhökers hebbt wi an jede Eck von Dörp hat. In de Pausen up dan Schoolhoff wör denn ok tuuscht.

To Ping’sten wär öft bi dan „Klosterkroog“up dan Schoolhoff ein Karussel, Kettenfleigers oder ein Luftschaukel. Aber dat Beste wär natürlich dat Schützenfest an de Seev‘. Meist hett de Familienbetrieb Dieckmann ut Winsen upschlag’n. Hei käm schon ein Week vorher an und hett sein Karussel mit de bunten Peer und Kutschen upbaut. An de Siet wär ok ein Pahl ingrawt, ein Arm mit eine Birn hün’g dor an. Ünner de Birn wär ein Ring anbröcht. Wenn sick datt Karussel dreiht hätt, hätt man de Birn  na Siet bröcht und nu hebbt wi versöcht ein Finger in dan Ring to stecken. De Glückliche hätt sofort eine Freikort kregen. Bi de Luftschaukel künn man sein Kräfte zeigen. Meist aber sind wi schnell utbremst wor’n. Los- und Zuckerbude, Lakrizpiepen, Zuckerstangen und Wundertüten, hier gäw dat all‘ns, watt sonst nich kriegen dä. Dat Beste aber is de Speelbud’e wesen. Hier hebbt de Jungs jümmer Pistolen und Knallplätzchen für de nächsten Weeken inköfft. De Papas in Schützenjoppen sind ok meist tämlich freigiebig wän., sonst müssen de Öllern all’ns betohlen. Bruus und Knackwust hebbt datt Middageten ersetten müst. Wenn uns Papa gegen Abend beeten run’de Fööt har; denn güng dat sogor noch mit „Vick’s Walter‘s“ Taxi int Dörp trüch.

In de Weeken na dat groode Fest hebbt wi denn veel „Räuber und Gendarm“ speelt mit uns neie Bewaffnung. Alle Straaten hebbt wi in Beschlag nommen, de Verkiehr wär noch tämlich öbersichtlich. Wo hüt uns neie Friedhof is, bi de Windmöhl, und in de Schlucht vun „Stumm“, hebbt wi Höhlen buddelt und mit veel Geschick mit Telgens affdeckt. Meist hebbt de ölleren Jungs uns wegjagt, aber datt hätt uns nich hinnert wieger to bau‘n. Uns Vörbiller wärn Kinohelden wie Zorro, Fuzzy und veele mehr, Bandieten wörn verfolgt und de Indianer verjagt. Ut de Höhnerhöf hebbt wi Feddern stibitzt. Achter de Hööf und in de veelen Holtschuppens wöre‘n „Saloons“ und „Gefängnisse“ för uns Kinner.

Dropen hebbt wi uns meist bi „Stolten“ an‘t Sprüttenhuus, datt is Mittelpunkt von Ramßel wä’n. Vun hier ut güng datt jümmer los !

Taschengeld gäw dat eher selten, nur einige fliedige Jungs und Deerns hebbt bie de Nabers oder Buuern holben, dor hebbt se den ok ein poor Gröschen kreegen. De künnen sick denn aber ok Brausepulver, Prickepit, Salmis und mal eine Wunndetüt leisten und köpen. Plötzlich gäw datt an einige Ecken in Dörp Kaugummiautomaten. De wärn beliebt bi de Kinner, nich so bi de Lehrers, weil se öberall ünner de Schoolbänk und Stöhl backen dä’n.

De Deerns hebbt so üm ende 50erJohrn „Hula – Hoop“ Reifen anfungen, nich wegen de Figur, datt wär „neimodschen Kram“, säh uns Lehrer.  „Conny Froboes“ hett datt daumals in Gang bröcht. Nu is denn ok Seilspringen und Völkerball out wesen. Man dröff nich vergeetn to segg’n, up dan Saal von Dörels hebbt wi Deerns und Jungs veel turnt mit „Pesen-Willi“. Dischtennis und Football is ok nicht to kott kommen. Dor för hett Schoolmeister Dürre schon sorgt. De Schoolhoff bi de neue School hett ok Gelegenheit geben för Federball und wär lange Tied ansächt för Deerns und Jungs.

In de Wintertied sind up’n  Gebersbarg und Ulenbarg Rodelbahn wesen, de lütten Kinner wärn öft ok bi Höh’n-Barg an de Marxer Straat und hebbt dor rodelt. Aber meist sünd de Badedieck und de drei Pastorendieken denn ok tofroh’n wän, to’n Schlittschohlopen. Jed‘ ein har meist sien eigen Iceplatz.

In de Sommertied is natürlich de Badedieck Mittelpunkt för alle Altergruppen wän und de Groden sünd ok mal na de Seev‘ rünner fört, dor an de Bensdörper Siet.

Na, is datt nich ein beneidenswerten Speelplatz  wä’n in Ramßel !?!?

Text: von Ingo Pape, Bild: Ramelsloh Archiv/Pape

 

 

 

 

 

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