Die Geschichte der Ramelsloher Kirchen.
Ansgar baute hier im Wald von Ramelsloh also eine kleine Kirche (vermutlich aus Holz) und ein Männerstift nach den Regeln des heiligen Benedikt. Kein Kloster, also nicht die grundsätzliche Ehelosigkeit. Diese war nur für die Priester.
In der ersten Kirche sollen auch die Reliquien der beiden Heiligen Sixtus und Sinnitius beigesetzt worden sein. Sixtus und sein Nachfolger Sinnitius waren die ersten Bischöfe in Reims. Ansgar soll diese Reliquien schon aus Frankreich mit nach Hamburg gebracht haben.
Diese Kirche wurde also schon den Schutzheiligen St. Sixtus und St. Sinnitius unterstellt. Die Namen sind bis heute in unserer Gemeinde erhalten geblieben. Wie die erste Kirche genau ausgesehen hat, weiss man nicht. Sicherlich war sie in dieser armen Gegend sehr bescheiden. Aber sie hat immerhin ca. 600 Jahre gehalten.
Die zweite Kirche entstand 1450 auf demselben Platz, (schon wegen der Reliquien) Diese Kirche muss schon einen Chorraum gehabt haben, der vermutlich komplett aus Stein war, weil einige Gegenstände aus dieser Zeit noch erhalten sind. Diese Kirche hat aber nur 150 Jahre gehalten. In einer alten Schrift ist niedergelegt: „An einem normalen Sonntag brach plötzlich das Dach des Kirchenschiffes ein. Der Chorraum blieb vermutlich erhalten. Sie wurde dann wieder dürftig hergerichtet.
Die Dritte Kirche, also die Vorgängerkirche der heutigen Kirche, war bald wieder hergestellt und wurde im Jahre 1601 geweiht. Den Chorraum dieser Kirche sehen wir vor uns, er wurde im spätgotischen Baustil errichtet und steht bis heute. Die gesamte Kirche hatte nur die Breite des Chores. Von dieser Kirche gibt es noch einen Stich.
Besonders erwähnenswert ist, dass zum Bau der 3. Kirche viele Spenden von fürstlichen Familien, von Klöstern, Fürstenhäusern und hohen Beamten eingesammelt wurden. Die Namen dieser Spender mit ihren Wappen waren in den Fenstern des Kirchenschiffes sichtbar. Es sollen über 300 gewesen sein. Zwei Fenster mit Wappen befinden sich noch vorne im Chorraum.
Die vierte Kirche entstand Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie wurde, gemäß alten Unterlagen, nach 350 Jahren als desolat und abbruchreif dargestellt. Im Januar 1878 forderte der Kirchenvorstand, nach langen Vorgesprächen, die Klosterkammer auf, alle Schäden an der Kirche aufzunehmen und besonders die gefährlichen äußeren Stützbalken und den Fußboden in Ordnung zu bringen.
Am 24. Mai 1878 vereinbarten Klosterkammer und Kirchenvorstand, dass im Fall eines Kirchenneubaus für die Anfuhr des Baumaterials vom Bahnhof Marxen und die Einrichtung einer Interimskirche gesorgt werden muss. Der Kirchenbaumeister Conrad-Wilhelm Hase wird mit dem Neubau im neugotischem Baustil beauftragt. … dann ging es los !
Der letzte Gottesdienst war im Sept. 1886 und der Abriss begann 1887 mit dem Baubeginn. Spanndienste haben dann das Baumaterial von den umliegenden Bahnhöfen mit Kühen, Pferden und Wagen herbeigeschafft. 553Tausend Backsteine, 17 Tausend Formsteine, 48 Tonnen Beton, 113 Fuder Kalk, und über 17 Tausend Dachziegel. Die Baufirmen kamen aus dem Raum Hannover, lediglich die Zimmerei Eddelbüttel übernahm die Holzarbeiten. Im Fundament wurden die alten Feldsteine der dritten Kirche eingesetzt. Nach knapp 3 Jahren wurde das Bauprojekt unfallfrei fertig-gestellt sogar mit einem 50 m Turm an der Westseite. Aus dem alten Glockenturm wurden die Glocken entnommen.
Die Einweihung vor 135 Jahren im Dezember 1889 am 1. Advent fand mit großem Festakt statt.
Alle vier Kirchen standen immer auf dem Domplatz, obwohl es einen Dom niemals gegeben hat.
Ingo Pape 7/2024