Die Radarstellung „Hummel B“ in Ramelsloh, die sogenannte >>> „Stellung“ <<<
Nach den allgemeinen Daten zur Funkmess- Melde Stellung in Ramelsloh im ersten Teil, möchte ich mich etwas näher mit den Örtlichkeiten befassen.
Zur Lage der Stellung „Hummel B“ > Süd :
Unmittelbar an der heutigen Gemeindegrenze zu Marxen zwischen den Straßen Kleberland / Menckenbruch und hinter den Höllen, ca. 200 m nördlich der heutigen Eisenbahnbrücke lag die Stellung.
Es war ab 1941 militärisches Sperrgebiet und gut bewacht von einer dort stationierten Kompanie. Es war für den Aufbau die :
Funkmess Kompanie LN Reg. 101 , danach Übernahme durch die
Funkmess Kompanie LN Reg. 202 , bevor es 1944 die
- schwere Flugmelde-Leit Kompanie I./LN-Rgt 232 wurde.
Die Stärke von etwa 90 Soldaten wurde bis Kriegsende ausgetauscht und durch 100 – 120 Luftwaffenhelferinnen, die Soldaten wurden nach Schleswig-Holstein abkommandiert.
Die Stellung unterhielt keine Geschütze zur Luftabwehr. Sie war aber sehr gut ausgerüstet mit mehreren Stationen.
Die „Hummel B“ gehörte zur sogenannten „Kammhuber-Linie“ die von Skagen (Dänemark) bis zur Schweizer Grenze reichte. Diese Linie war ein Nacht- und Tagjagd- Scheinwerferriegel gegen die alliierten Bomber. Hier wurden bis Kriegsende insgesamt 4000 „Würzburger Riesen“ installiert.
„Hummel A“ ist Kasdorf- Hamburg > Ost
„Hummel C“ ist Uetersen – Hamburg > West
Auf dem „Jäger – Berg“ (Marxen) und in Ramelsloher „Auf dem Blecken“ (Flurbezeichnung) befanden sich jeweils :
1 „Freya“ (Reichweite 170 Km) und 2 „Würzburger Riesen“ mit einem Spiegeldurchmesser von 7,5 m und ca. 60 Km Reichweite.
Diese drei Geräte bildeten eine Einheit.
Auch links von der Marxener Str. zwischen R. Mencke und H. Bade stand auf einen Hügel noch ein Stahlgitterfunkmast und in Höhe von R. Mencke (Schafsreller) ein etwa 15 m hoher Flugwachturm.
„In der Ohe“ (Feldbzg.) stationierte man außerdem noch ein riesiges „Jagdschloß“, dieses Gerät hatte eine Reichweite von ca. 200 Km bei 360°. Alle Stationen waren miteinander verkabelt und erhielten Ihre sichere Stromversorgung vom E-Werk an der Seeve.
Zur Hummel B in Ramelsloh:
Auf dem Gelände standen ein Vielzahl an Baracken. Mindestens drei große Unterkunftsbaracken, darunter eine weitere für die Offiziere, sowie eine Küche / Kantine, Werkstatt und die eigentliche Zentrale Sammelstelle für die Weitergabe von Daten. Auf dem Gelände war außerdem noch ein Sport- und Antreteplatz. Mit dem Bau des Bunkers begann man erst im Herbst 1944 und der dokumentierte Umzug in das Gebäude war erst im Januar 1945. Pastor Karlheinz Merkel hatte während seiner Stationierung in der Stellung, oft Gottesdienste gehalten. Nach der Entlassung aus dem Kriegsdienst wurde er Pastor in Ramelsloh bis 1950.
Die Radarstellung „Hummel B“ in Ramelsloh
Das Ende der Stellung:
Aufgelöst, und alles unbrauchbar gemacht durch deutsche Truppen wurde die Stellung am 19. April. Burgermeister Hermann Vick hatte die Soldaten mehrfach aufgefordert die „Stellung“ zu verlassen
Pastor Karlheinz Merkel hatte am Morgen noch einen Abschiedsgottesdienst in der Kirche gehalten der mit dem Deutschlandlied abgeschlossen wurde. (mehrfach bestätigte Aussage von Ramelslohern)
Noch am 19. April hatte man die Stellung gerade zu fluchtartig geräumt in Richtung „Dinghorn“, was man noch an den gedeckten Tischen in der Kantine sehen konnte. Dabei hörte man zwischen 13 und 15 Uhr in Ramelsloh die gewaltigen Detonationen die den gerade im Januar fertig gestellten Bunker zerstörten, um ihn den anrückenden Engländern nicht zu überlassen.
Von Marxen wurde die Stellung erobert, der Ort Ramelsloh von Harmstorf aus. Zunächst wurde das Seevewerk (Stromquelle für die Stellung) eingenommen bevor man nach Ramelsloh kam. Die Eroberung war kampflos am 20 April.
In der Stellung begann kurz danach auch schon die „Auschlachtung“ vom Bettzeug bis hin zum Geschirr. Hauptsächlich Marxener und Ramelsloher Bürger waren dabei.
Tage später hatten die Engländer einen Teil der Soldaten wieder aufgegriffen und zurückgebracht.
Was wurde aus den Baracken, der Stellung?
Sie gehörten von nun an dem Finanzamt (Land Niedersachsen) und schon im Mai 1945 zogen die Ausgebomten und danach Flüchtlinge ein. Zu den ersten gehörte die Familie Hüttmann. In den Jahren bis zum Abriss der Baracken haben über 200 Menschen dort erstmals eine Bleibe gefunden bis ihnen ein anderes Quartier zugeteilt wurde. Die Familie Adamik ist als letzte Familie direkt aus der Stellung in das neue Haus in der Harmstorfer Str. gezogen. Erst dann 1955 wurde hier alles abgerissen. Den gesprengten Bunker hat man beim Bau der Güterumgehungsstrecke mit Erde zugedeckt. Dort ist heute ein zugewachsener Hügel.
Ingo Pape, überarbeitet10/2021
Antreten vor den Mannschaftsunterkünften zweiter von re. Rudolf Forker
Bild: Teil des zerstörte Bunker