Kartoffelköst in Ramelsloh

Kartoffelköst in Ramelsloh

1962

hatte Ramelsloh lt. Adressbuch 81 Landwirtschaftsbetriebe bei ca. 900 Einwohner. Beinahe alle Haushalte  waren Eigenversorger besonders durch Kartoffelanbau um Haus und Hof. Im September bis in den Oktober gab es den Brauch des „Kartoffelköst“. Das war der Dank der Bauern an seine Helfer für schwere Feldarbeit. War das letzte Kartoffelfeld abgeerntet, begann der Schmaus auf dem Feld. Viele schwärmen noch heute vom frischen Butter– und Pflaumenkuchen mit Bohnenkaffee auf dem Feld unterm „Fleek“. Das war ein Schutz gegen Wind und Wetter, zum „Verschwinden“ und Umziehen, bei der Feldarbeit. Wir Kinder hatten damit zu tun, das Kartoffelkraut zusammen zu harken, oder was das Schleppgerät nicht erfasst hatte. Mit langen Stöckern wurden dann die Kartoffel im Feuer geröstet. Ein Duft nach Kartoffelfeuern zog täglich aus allen Richtungen ins Dorf. Die größeren Bauern hatten ganze Trupps von Frauen beschäftigt die jeden Tag auf Knien die Felder abkrochen.  Mit Kopftuch und Sackschürze und mit rundem Rücken viele Stunden am Tag, eine große Belastung.

 

Es gab aber auch viel Spaß mit Klatsch und Tratsch. Hinter Ihnen schüttelten Helfer die Drahtkörbe aus und füllten die Kartoffelsäcke in langen Reihen standen sie zum Abend  auf dem Acker, später wurden sie dann auf Wagen mit Hilfe eines Knüppels verladen. Bei manchen Bauern wurde die Arbeit, das Wetter und was auch immer, mit einem Schnaps schön getrunken, dann hatten es die männlichen Helfer nicht immer leicht, wurde mir berichtet. Auf größeren Stücken wurden auch Maschinen eingesetzt. Die Roderei änderte sich ständig. Anfangs wurden die Kartoffeln Staude für Staude, später Reihe für Reihe aufgepflügt, weggeschleudert.

Oder auf „Verlesebändern“, von Steinen und „Kleinen“ getrennt und gleich kellerfertig gemacht. Lohnroder  von der Firma Dittmer, nahmen mit einem Lanz-Dopelreihenroder sorgfälltig zwei Reihen auf. Sortiermaschinen wurden am Genossenschaftsschuppen auch eingesetzt und meist von Frauen bedient.  Die Kartoffelsorten waren  u.a. Grata, Hansa, Bohna und Ackersegen. Kleine, schlechte oder grüne Kartoffel wurden gekocht und zu Viehfutter verarbeitet, größere Mengen dann genossenschaftlich gedämpft.

Kartoffelzeit war also sehr arbeitsintensiv, staubig oder verregnet aber endete immer mit „Kartoffelköst“.

 

 

Verlesebandroder (Heinr, Maack)

 

 

 

 

 

Lanz – Doppelreihen – Roder

 

 

Ingo Pape

 

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