Menschen in unserer Gemeinde: Doris Bündgens
Interview: Sabine Eddelbüttel
Doris Bündgens aus Ramelsloh wird ab 1. August 2015 die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit in der Kirchengemeinde koordinieren. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Ihre Hobbies sind Sport, vor allem Bewegung in der Natur, Reisen, Musik und Lesen.
Turmhahn: Im Herbst werden ca. 60 Flüchtlinge nach Ramelsloh kommen. Du wirst das Engagement der Ehrenamtlichen koordinieren.
Warum hast Du diese Aufgabe übernommen?
Doris Bündgens: Es gibt verschiedene Beweggründe. Zum einen bin ich sehr kontaktfreudig und liebe den Umgang mit anderen Menschen. Vor allem wenn sie eine andere Sprache sprechen und einem anderen Kulturkreis angehören, übt das einen gewissen Reiz auf mich aus. Außerdem wünsche ich mir, dass die Flüchtlinge sich hier schnell heimisch fühlen und ich weiß aus Erfahrung, dass dies in Ramelsloh sehr gut möglich ist. Vor 26 Jahren sind meine Familie und ich aus dem Rheinland hier in den Norden gekommen. Wir sind hier im Dorf schnell integriert worden und für uns ist Ramelsloh zu unserer zweiten Heimat geworden. Wenn es uns gelingt, dass die Flüchtlinge sich hier willkommen und angenommen fühlen, haben wir schon einen großen Schritt geschafft. Daran möchte ich aktiv mitarbeiten.
Turmhahn: Es gibt bereits einen Initiativkreis Flüchtlingshilfe Ramelsloh in dem sich Ortsrat, Kirchengemeinde und Vertreter vieler örtlicher Vereine treffen. Wie viel Hilfe wird gebraucht? Und warum ist es wichtig die Hilfe breit zu fächern?
Doris Bündgens: Da es in der Gemeinde Seevetal schon einige Flüchtlingsunterkünfte und ein intensives Engagement von ehrenamtlichen Mitarbeitern gibt, können wir auf Erfahrungsberichte aus den anderen Einrichtungen zurückgreifen. Daher wissen wir, dass jede erdenkliche Hilfe von Nöten ist. An erster Stelle steht sicherlich das Erlernen der deutschen Sprache. Dann wird Unterstützung und Begleitung bei Behörden und Arztgängen benötigt. Wenn die Arbeit auf viele Schultern verteilt wird, besteht nicht so leicht die Gefahr, dass die Menschen, die uns unterstützen wollen, überlastet werden. Man darf nicht vergessen, dass das ganze Engagement ehrenamtlich und in unserer Freizeit stattfindet.
Turmhahn: Was wird voraussichtlich zu den Aufgaben einer Koordinatorin für Flüchtlingsarbeit gehören? Gibt es schon Ideen wie man den Flüchtlingen das Einleben in Ramelsloh einfacher ma-chen kann?
Doris Bündgens: Ich denke, meine Hauptaufgaben werden darin bestehen zwischen den Flüchtlingen und den ehrenamtlichen Menschen in unserer Gemeinde, Helfern Kontakte herzustellen, aber auch zwischen den Vereinen und Verbänden von Ramelsloh, Ohlendorf und der Heimleitung zu vermitteln. Eine weitere Aufgabe wird die Einrichtung eines internationalen Cafés sein. Es ist angedacht, dass dieses Café als Treffpunkt zwischen den Flüchtlingen und den interessierten Einwohnern von Ramelsloh, Ohlendorf und Holtorfsloh genutzt werden kann. Die Kirchengemeinde stellt dazu das Gemeindehaus zur Verfügung. Vorgesehen ist, sich dort immer samstags zu treffen und sich in gemütlicher Runde näher zu kommen, sei es beim Spielen von Gesellschaftsspielen oder Klönen oder einfach nur Zuhören. Meine Hoffnung ist es, dass sich auf diesem Wege beide Seiten näher kommen und aneinander gewöhnen. Vielleicht können auf diese Weise auch die letzten vorhandenen Ängste und Zweifel, die verständlicherweise da sind, abgebaut werden.
Turmhahn: Es gibt zwar auch Ängste und Skepsis, aber dass die Flüchtlinge bei den Ramelslohern willkommen sein werden zeigt sich daran, dass sich bereits viele ehrenamtliche Helfer gemeldet haben. Wo können sich Interessierte melden, die Hilfe anbieten möchten?
Doris Bündgens: Ja, es stimmt, wir haben mittlerweile schon eine Liste mit über 60 Menschen, die sich in irgendeiner Weise ehrenamtlich engagieren möchten. Das finde ich großartig. Es sind junge und alte Menschen mit den verschiedensten Fähig-keiten. Sie haben tolle Ideen, wie sie sich einbringen könnten. Ich freue mich jetzt schon riesig darauf mit all diesen hoch motivierten Frauen, Männern und Jugendlichen aus Ramelsloh, Oh-lendorf und Holtorsloh zusammenarbeiten zu dürfen. Interessierte Menschen können sich gerne weiterhin bei Herrn Pastor Hans-Georg Wieberneit und Herrn Ortsbürgermeister Rolf Masloch melden. Ab August bin ich persönlich unter folgender Telefonnummer zu erreichen:
04185 – 9279798.
Turmhahn: Wo siehst du die größten Herausforderungen auf unsere Gemeinde zukommen?
Doris Bündgens: Ich glaube, die größte Herausforderung haben wir schon gemeistert, nämlich die Einwohner von Ramelsloh, Ohlendorf und Holtorfsloh für die ehrenamtliche Mitarbeit zu begeistern. Es herrscht so eine positive Grundstimmung und so viel Bereitschaft sich einzubringen. Das sind die besten Voraussetzungen für ein gutes Miteinander. Ich hoffe, dass wir im Laufe der Zeit auch die letzten Skeptiker beruhigen können. Denn es ist wichtig, dass alle sich wohlfühlen, die Flüchtlinge auf der einen Seite und die Anwohner/innen auf der anderen Seite. In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass in nächster Zeit in Knolles Markt eine Bürgerbox aufgestellt wird. Dort können Sorgen und Ängste formuliert und auch anonym eingeworfen werden. Diese Box wird regelmäßig geleert und die Antworten auf die gestellten Fragen werden z.B. im Turmhahn erscheinen.
Turmhahn: Wie nimmst Du, als katholische Christin, die Arbeit unserer Kirchengemeinde wahr? Nimmst Du an Veranstaltungen teil und welche Angebote gefallen Dir besonders?
Doris Bündgens: Mir gefällt vor allem, dass hier eine sehr aktive Gemeindearbeit geleistet wird. Ich selber komme aus einer katholischen Pfarrvikarie, die auch sehr engagiert gearbeitet hat. Es gab, ähnlich wie hier in Ramelsloh, viele Kinder und Jugendgruppen, verschiedene Chöre, Alten und Krankenbetreuung. Wir haben viele gemeinsame Feste gefeiert. All dies finde ich hier in der Kirchengemeinde wieder. Man hat stets das Gefühl hier willkommen zu sein und ein Teil dieser Gemeinde zu sein. Diesen Zusammenhalt spürt man auch im Bezug auf die Flüchtlingsarbeit. Zusammen können wir diese neue Herausforderung annehmen und schaffen. Sofern mir das möglich ist, nehme ich gerne an Gottesdiensten und Festen teil. Ich freue mich sehr, dass ich dieses neue Projekt mit anstoßen darf, hoffe auf gute Zusammenarbeit und habe immer ein offenes Ohr für weitere Ideen und Vorschläge.
Interview: Sabine Eddelbüttel