Ramelsloh und Umgebung in einem alten Wanderführer

Aus einem alten Wanderführer von Klecken nach Stelle oder umgekehrt

wanderfuehrerAus dem Nachlass von Schwarzkopf- und Dörels Gasthof, erhielt ich einen Reiseführer von 1914. „Richters Reiseführer mit 150 Ausflügen in Hamburgs Umgebung“. „Der vorliegende Führer tritt bereits zum 18. Male seine Wanderung an und erfreut seit 36 Jahren die Touristen“, heißt es im Vorwort. Im A6 Format und fest gebunden, mit ausklappbaren Karten bis zum A3 Format auf 150 Seiten für nur 2.– M. Mit 50 Seiten Werbung für Gast-höfe europaweit, so auch Schwarzkopf und Scharfenberg in Ramelsloh. Wanderungen durch völlig reizlose Gegenden haben wir nicht aufgenommen, so die Redaktion, und so möchte ich die Wanderung 44 heraushe-ben:
Länge 21 Km, 4,5 Std.
Kleckerwald—Ramelsloh—Stelle>und umgekehrt !!
Anreise über Klecken mit der Bahn in Klasse II, 1.40 M oder Klasse IV, 55 Pf.
Abreise Stelle ebenfalls mit der Bahn.
Erstes Wanderziel sind die Hünengräber (etwa 400 Jahre alt aus der jüngeren Stein-zeit) Es ist das besterhaltenste Hünengrab aus jener Zeitperiode. Nicht weniger als 73 mächtige Steinblöcke bilden hier einen 40 m langen Steinkreis. Dabei stand eine Anmerkung, die mich aufhorchen lies. Bis 1887 waren die Bauern von 17 Dörfern berechtigt, Laub, Holz und Steine dem Klecker Wald zu entnehmen sowie Vieh im Wald zu weiden. So betrieben die Bauern einen schwunghaften Handel mit Steinen vom Hünengrab nach Hamburg. Für einen Stein über 2 Achsen eines Ackerwagens bekam man 2 Taler (etwa 3 Mark). Auf diese Weise sind mind. 7 Stein-kränze in Hamburger Kaimauern verschwunden. Weitere Steine wurden für den Bau des Klecker Forsthauses im Jahre 1843 genutzt. Der Keller, das Fundament und die Steinmau-er am Garten sind ausschließlich vom Hünengrab. Es sind auf diese Weise mehrere Hunderte von Steinen aus der Grabstätte entnommen worden. — Der Weg führt weiter über Bendestorf. Ein freundliches Dorf, das von Sommerfrischlern und Wanderern viel besucht wird. Im Garten von Meyers Gasthof zum Schlangenbaum, einem altbekannten Hause, befindet sich einer der merkwürdigs-ten Bäume Deutschlands. Eine Kiefer, deren am Boden gewundener Stamm die deutliche Vorstellung einer mächtigen Schlange wachruft. Müllers Gasth. zum Waldfrieden, Pensionen und Fernsicht von der „Brands Höhe“ auf die Mühle und das Seevetal, werden erwähnt.

wanderfuehrer2Aus dem Nachlass von Schwarzkopf- und Dörels Gasthof, erhielt ich einen Reiseführer von 1914: „Richters Reiseführer mit 150 Ausflügen in Hamburgs Umgebung“. Nach dem 1. Teil in der vorherigen Turmhahnausgabe folgt nun die alte Reisebeschreibung zu Ramelsloh:
Von Bendestorf geht es links ab auf die Stra-ße nach Harmstorf. Von einer Anhöhe an einem Feldweg hat man einen prächtigen Ausblick, besonders auf die Kirche von Ra-melsloh. Der Weg führt nun hinab durch ein kleines Fichtengehölz zur Chaussee, auf welcher man dann links abbiegend Harmstorf (Gasthof: Erholung) erreicht. Am Eingang des Ortes biegt man rechts ab in die Straße nach Ramelsloh, die zunächst hinabführt zur Seeve, dann am „Gasthof zur Seeve“ vorbei in 30 Min. nach Ramelsloh.
Gasthöfe: „Scharfenbergs Gasthof“ bei der Kirche. Ein Spruch aus dieser Zeit:               „Einer sagts dem Andern, zu Mutter Scharfenberg mußt du wandern !!“

Altbekanntes Haus. „Ernst Schwarz-kopf, Gasthof“ wird gelobt , und Beecken.

Ein Artikel im Reiseführer zu Ramelsloh:

Sehenswert ist die Kirche mit prächtiger Glasmalerei und malerischem Glockenturm. Hier stand ehemals ein Benediktinerkloster, vom Bischof Ansgar gestiftet. Wie die Normannen 845 Hamburg eingenommen, ist der Bischof nach dem Walde „Ramelsloa“ geflüchtet und hat darin für sich und seine 12 Ordensbrüder auf einen Platz, ihm von einer gottseligen Matrone Ikia geschenkt, eine Zelle erbaut, woraus im Verfolg ein Kloster zur Ehre Sixtus und Sinnitius für Benediktiner vorgerichtet und gestiftet worden.
Östlich zum Dorfe hinaus führt die Landstraße in 10 Min zu einer prächtigen Dünenlandschaft, die man auf dem Fußweg durchquert. (Prächtiger Ausblick!) Man erreicht in weiteren 10 Min. Ohendorf (Gasthof Maack, mit schönem Garten). Im Dorfe erst rechts, dann links durch das Dorf nach Norden zu. Außerhalb führt rechts ein Fußweg durch ein Gehölz zum Finkhüttenberg (64), der eine treffliche Aussicht, besonders auf die schöne Waldung Buchwedel, bietet. Nun hinab mit dem Fußweg durch den prächtigen Buchwedel zur Landstraße. Kurz vor dem Waldausgang eine Holzhütte, die sich ein Hamburger Naturfreund errichtet hat. Links ab auf der Landstraße, vorüber am „Gasthaus Buchwedel“ und dem Voßberg nach Stelle (ca. 1,5 Std).

Stelle: End- und Bahnstation  der Strecke Lüneburg -Hamburg.

Ingo Pape

 

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