Stutenfrauen usw.

Stutenfrauen kamen zur Weihnachtszeit !

… aber auch Hausschlachten, Feuerholz und die sonstige Winterarbeiten waren angesagt und die Drechmaschine kam auf die Höfe!

 

Wenn die Tage kürzer wurden und die Adventszeit kam, war der Alltag auf dem Lande ein völlig anderer. Im Vergleich zu heute war weniger Hektik in der Vorweihnachtszeit, die heute ja schon im Oktober beginnt.

Bild: Bäckerei Jäger (später O. Cordes) re. und li. Stutenfrauen mit den Körben

Adventszeit war auch die Zeit der „Stutenfrauen“. Die örtlichen Bäcker schickten die Frauen mit großen Körben von Haus zu Haus um Lebkuchen  und verschiedenes Weihnachtsgebäck zu verkaufen. Bäcker Cordes hatte „Geiden- Tante-Meta“ und vor dem Krieg Luise Eddelbüttel, Magdalene Garbers und Tille Seckerdick waren bekannte Stuutenfrauen. Bäcker Kackmann schickte Gertrud Zimmermann und Hedwig Gennert. Bei oft winterlichen Temperaturen erinnerte sich Christa Kröger an mühevolles Schlitten ziehen mit den großen gebundenen Kuchenkörben. Braune und helle mit Zuckerguss überzogene leckere Lebkuchen waren mit Leinentüchern abgedeckt. Alles deutete auf Weihnachten hin, wir Kinder fanden schnell die Verstecke und ließen die Vorräte schmelzen.

Die Theatergruppe des MTV spielte ihre Komödien stets an einem Adventswochenende. Samstags war dann die Generalprobe mit den MTV Kindern dem Weihnachtsmann und natürlich auch mit Lebkuchen.

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Hausschlachten !

Die Hausschlachter R. Peters (Scheppers-Richard), Hermann Rieckmann sen. und jun. früher noch Karl Weniger hatten viel zu tun. Hausschlachten gab es in beinahe allen Haushalten. Viele Helfer hatten von früh bis spät zu tun, das warten auf den Trichinenbeschauer, Rudolf Menck, wurde mit Grog überbrückt. Die Nachbarn bekamen dann frische Brühe, ein Stück Wellfleisch, Griebenschmalz und wir Kinder lutschten kleine Grützwürste aus.

Geflügel zur Weihnachtszeit

In dieser Zeit wurden auch die angemästeten Gänse und Enten geschlachtet und gerupft. Federn eingesackt zur Weiterverarbeitung.

 

Feuerholz !

In den Wintermonaten hatten viele Bauern in den eigenen Wäldern oder auch in der Staatsforst Holz geschlagen. Große Buschberge lagen auf den Höfen. Bis dann der Buschhacker kam und das Kleinholz in die Holzschuppen schmiss. Man konnte das Rattern der Maschinen oft tagelang hören. Holz spalten und hacken war auf vielen Höfen Winterarbeit. Äxte, Beile und viele Eisenkeile gehörten zur Ausrüstung dieser körperlich sehr anstrengenden Arbeiten. Die Kinder halfen beim Stapeln und Schichten der Holzscheite.

 

Die Dreschmaschinen !

Kleine landwirtschaftliche Betriebe holten in der kalten Jahreszeit ihr im Sommer geerntetes Getreide aus der Scheune und es wurde gedroschen. Die Dreschmaschine wurde beinahe von Haus zu Haus gefahren und immer wieder aufgerüstet mit Elektomotor in einem kleinen Wagen. Den Strom holte man aus der Oberleitung In den 50ger Jahren waren August Blecken (Maschinenführer) Otto Garbers und Adolf Lüllau die ständigen Mitarbeiter die mit vielen Helfern die Garben einwarfen, und das fertige Getreide einsackten. Diese staubige Arbeit war harte Arbeit und benötigte viele Helfer. Die zum Teil noch handgebundenen Garben wurden nach dem Dreschen maschinell mit Band gebunden Mit kräftigem Mittag wurde der Tag unterbrochen und kurz aufgetankt bevor dann später das Stroh wieder eingelagert werden konnte. Das Fertige Getreide kam dann zum Müller zur Weiterverarbeitung zu Brot- bzw. Futtergetreide.

 

Sonstige Winterarbeiten !

Zu den Winterarbeiten auf den Höfen, groß oder klein, gehörte auch das Binden von Dielenbesen aus Birkenreisig das zum Trocknen schon unter dem Schauer lag. Man schnitzte kleine Mettwurstspieße (platt: Wustpriehn) oder Holzzinken für die Heuharken. Kiehnholz zum Anheizen. Die Jutesäcke wurden bearbeitet und sortiert in gute Getreide- oder Kartoffelsäcke, aus den Resten, die nicht mehr gestopft werden konnten, fertigte man Sackschürzen oder Sitzkissen die dann mit Stroh oder Heu gefüllt wurden.

 

 

Handarbeiten im Wohnzimmer !

Die Hausfrauen strikten zu den Feiertagen Handschuhe, Wintersocken, Jacken und vieles mehr. Tischdecken sticken und vielfältig bearbeiten. Abendbeschäftigungen die Hörspielen im Radio.

Die dunkle Jahreszeit mit Schnee und Eis hatte auch damals ihren besonderen Reiz.

Ingo Pape
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