Hofnamen in Ramelsloh und ihre Geschichte
.. aus der Festschrift zur 1.150 Jahrfeier 1995
Hofnamen sind in der Lüneburger Heide eine Besonderheit, die für Einheimische die sicherste Orientierung sind, für Fremde und Zugereiste jedoch eine große Verwirrung stiften.
Als der MTV Ramelsloh in den 80. Jahren, seine neuen Tennisplätze bauen wollte und man nach dem Grundbesitzer fragte, auf dessen Grund die Plätze gebaut werden sollten, bekam man zur Antwort, das Grundstück gehört „Stolten“. Auf dem in Frage kommenden Acker sah man aber nur Hermann Buhr arbeiten. Die Einheimischen nannten den Hofnamen und die Nicht-Ramelsloher kannten nur den Familiennamen. Die Hofnamen leben jedoch nur in der plattdeutschen Umgangssprache. Die Hofnamen wurden in amtlichen Aufzeichnungen, wenn überhaupt, nur als Zusatz zum Familiennamen geführt. Ein genauer Entstehungszeitpunkt lässt sich nicht festlegen. Vermutlich aber mit Beginn des 16. Jahrhunderts wurden zur besseren Personen- und Orts(Hof)zuordung die Hofnamen eingeführt. Hofnamen weisen im Allgemeinen auf Berufe oder Gegenden hin oder sind aus christlichen oder altdeutschen Personennamen abgeleitet worden. Bei den nachfolgenden Hofnamen, die in der Reihenfolge der alten Hausnummern aufgeführt sind, soll der Versuch einer Erklärung gemacht werden. Hierzu wurden Hinweise aus dem Buch von Gerhard Rieckmann „Alten Namen auf der Spur“ und Aufzeichnungen von Frau Hanna Dittmer herangezogen.
Hof 1, genannt „Lübben“, (Am Domplatz 6, heute Oertzen), kann aus dem altdeutschen Wort Lüdebrecht (Lüde = Volk, bercht = hell, berühmt) entstanden sein oder andeuten, dass dieser Hof dem Landesherren, der in Lüneburg residierte, gehörte und Lübben evtl. eine Verstümmelung von Lüneburg ist.
Hof 2, genannt „Buurs“ oder „Buhrs“ (Am Domplatz 4, heute Czech), aus dem niederdeutschen Buer, der Bauer. Oder es war ein Zimmermann, der die Häuser baute.
Hof 3, genannt „Stubben“ (Am Domplatz 2, heute Behr), ein Anwesen in der Nähe eines Gebietes mit auffälligen Baumstümpfen (Stubben) oder der Holzvogt der Herzöge.
Hof 4, genannt „Gevers“ oder „Gäbers“ (Breite Straße 4, heute Heinrich Maack), Ableitung eines altdeutschen Namen Geverts, Gebehard (gebe = Gabe, Geschenk und hard = stark, mutig). Es könnte auch möglich sein, dass diese Hofstelle einst Gebert von Wittorf, einem Mitglied des Bardowicker Domkapitals gehört hatte.
Hof 5, genannt „Haas“ (Breite Straße 5, heute Heinrich Maack). In den Personenstandsbüchern der Kirche steht zum Ende des 17. Jahrhunderts die Bemerkung „in Honhoffs Hause“ und später „Haas“. Haas könnte also eine Verstümmelung von „Hohnhoffs Hause“ sein.
Hof 6, genannt „Albers“ (Breite Straße 7, heute Sekerdick), zwischen 1206 und 1232 gab es einen Probst Albert, evtl. sein Wohnhaus.
Hof 7, genannt „Stolten“ (Stinnweg 1, heute Hermann Buhr) charakterisiert den Stolzen.
Hof 8, genannt „Lührs“ (Horner Str. 2, heute Helmsieck), Ableitung des Namens Lüders. Der Hof gehörte zum Stift – und um 1430 hat hier wahrscheinlich Henneke Lüders gewohnt.
Hof 9, genannt „Geiden“, bei Älteren noch als „Jaspers“ bekannt (Enge Straße 3, heute Schröder). Auch dieser Hof gehörte dem Stift. In den Urkunden wird 1477 und 1488 eine Ahlheid tom Jaspers erwähnt.
Hof 10, genannt „Ravens“ oder „Rabens“ (Breite Straße 6, heute Thalmann). Um 1420 gehörte der Hof einem Domherrn Raven zu Büsewitz, oder seine Bewohner stammten aus Raven (Ort zwischen Salzhausen und Amelinghausen).
Hof 11, genannt „Hingst“ oder „Hings“ (Breite Str. 10, heute Jobmann), Hingst ist der niederdeutsche Name für Hengst. Hier hat evtl. um 1680 der reitende Bote für Amtsangelegenheiten – damals Zuentbieter – gewohnt.
Hof 12, genannt „Drägers“ (Stinnweg 5, heute Schierhorn), nach dem mittelalterlichen Beruf des Trägers oder eine Ableitung des Namen Dreyger, der hier evtl. gewohnt hat.
Hof 13, genannt „Deen“ (Stinnweg 7, heute Bellmann) könnte die mundartliche Abwandlung des Namen Dedeke sein.
Hof 14, genannt „Coors“ oder „Kouers“ (Breite Str. 23/25), Ableitung von dem im Mittelalter sehr beliebten Kaisernamen Konrad oder Hinweis auf den Kuhhirten. Das Haus wurde „Langer Jammer“ genannt und 1967 abgerissen.
Hof 15, genannt „Smees“ oder „Smääs“ (Breite Straße, Feuerwehr/Schützenhaus), weist auf den Dorfschmied hin.
Hof 16, genannt „Vaagts“ oder „Vaachs (Harmstorfer Straße 8, heute Glabach), Ableitung von Vogt.
Hof 17, genannt „Tiddens“ (Stinnweg 4, heute Heick), Ableitung von Tischler oder am Ende liegend.
Hof 18, genannt „Wübben“ (Enge Straße 5, heute Poppe), könnte eine Ableitung des altdeutschen Namen Wibben bzw. Wigboldt sein.
Hof 19, genannt „Stoffers“ oder „Stoffs (Enge Str. 2, heute Kiehne), Abkürzung des Namens Christoph.
Hof 20, genannt „Dreews“, „Drees“ oder „Timmermanns“ (Horster Landstraße 253, heute Wilhelm Eddelbüttel), Drees ist die Ableitung des Vornamen Andreas; Timmermann wurden die Bewohner nach ihrem „neuen“ Beruf – Zimmerleute – genannt.
Hof 22, genannt „Neihuus“ (Am Domplatz 14, heute Hermann Hartig), Hinweis auf ein „neues Haus“, in ihm wohnte der Hausverwalter des Stifts.
Hof 23, genannt „Heins“ (Am Domplatz 12, heute Hermann Eddelbüttel), Ableitung des Namens Heinrich, Henneke oder Henricus.
Hof 24, genannt „Diskers“ (Am Domplatz 10, heute Holger Frank), mundartliche Ableitung des Wortes Dischers = Tischler.
Hof 25, genannt „Ramakers“ Buchwedelweg 14, heute Müller), Hersteller von Rädern (Radmacher), später auch Stellmacher.
Hof 26, genannt „Lopau“ oder „Lopern“ (Twieten 4, heute Meta Witt) aus Lopau zugezogen.
Hof 28, genannt „Sweens“ (Horster Landstr. 238, heute Heinrich Eddelbüttel), Haus in dem der Schweinehirte wohnte.
Hof 29, genannt “ Picklers“, Eddelbüttel, Dora Seidenberg heite Elfi Hinrichs
Hof 30, genannt „Meinks“, hier lebte einst „Wundarzt Huch“ später die Gärtnerei Werner Meinecke
IPR