Flurbereinigung zwischen 1970 und 1980
in den Gemarkungen Ramelsloh + Marxen
Zwischen 1970 und 1980 wurde im Großraum Hamburg der Rangierbahnhof Maschen erbaut, in seiner Art Europas größte und modernste Anlage.
Als neuer zentraler Rangierbahnhof dient er Hamburgs Hafen und Industrie, den benachbarten Wirtschaftsregionen des nördlichen Niedersachsens und Schleswig-Holsteins sowie dem weiträumigen Güteraustausch mit Skandinavien und Übersee.
Zur Entlastung der Schnellstrecke Hamburg—Hannover— Süddeutschland und zur Anbindung der Strecke Hamburg— Bremen—Ruhrgebiet an den Rangierbahnhof war der tu der Güterumgehungsbahn Jesteburg—Maschen notwendig.
Die neue Bahnlinie verläuft durch die reizvolle Landschaft des unteren Seevetales, mitten durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet, vorbei an den Orten Ramelsloh und Marxen.
Das Bauvorhaben hat negative Auswirkungen auf die Landschaft und die gewachsenen landwirtschaftlichen Strukturen. Im Rahmen eines Flurneuordnungsverfahrens nach § 86 Abs. 1 FlurbG sollten sie ausgeglichen werden.
Das Bauvorhaben beansprucht rd. 16 ha Land. Die Bundesbahndirektion Hamburg hatte frühzeitig Flächen angekauft, die zu Beginn der Flurbereinigung in die Eisenbahntrasse getauscht wurden. Der Bau der Umgehungsstrecke konnte ohne Verzögerung durch langwierige Grundstückskaufverhandlungen oder gar Enteignungsverfahren begonnen und bereits nach zwei Jahren abgeschlossen werden. Heute befahren täglich 120 Züge die Neubaustrecke.
Die neue Eisenbahnstrecke hat das vorhandene landwirtschaftliche Wege- und Gewässernetz und die Wirtschaftsflächen zerschnitten; dieses hätte ohne begleitende strukturverbessernde Maßnahmen zu dauernden Nachteilen für die landwirtschaftlichen Betriebe geführt. In der Flurbereinigung wurden nicht nur diese landeskulturellen Schäden behoben, sondern auch die vorhandene Besitzzersplitterung beseitigt und die in ihrer Trassenführung und ihrem baulichen Zustand unzureichenden Wirtschaftswege durch ein neues leistungsfähiges Wirtschaftswegenetz ersetzt. 5 Brücken über die Eisenbahn stellen die abgeschnittenen Verbindungen wieder her.
Neben der Neuordnung der Feldmark wurden auch strukturelle Verbesserungsmaßnahmen in den Orten Ramelsloh und Marxen eingeleitet. Ramelsloh und Marxen sind typische Heidedörfer. Alte Eichen, teilweise noch reetgedeckte Niedersachsenhäuser und Feldsteinmauern prägen das Ortsbild. In Ramelsloh befindet sich eine Stiftskirche aus dem 10. Jahrhundert mit einem hölzernen Glockenturm. Die kulturhistorisch wertvolle Bausubstanz ist durch Überalterung und Aufgabe von Betriebsgebäuden oder ganzen Betrieben als Folge des Strukturwandels in der Landwirtschaft vom Verfall bedroht.
Zur Erhaltung und Gestaltung des Ortsbildes wurde in Marxen eine umfassende Dorferneuerung durchgeführt. Neben Sanierungsmaßnahmen an Fassaden und Dächern wurde auch freigewordene landwirtschaftliche Bausubstanz in andere Nutzungsformen überführt und landwirtschaftliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude modernisiert und instandgesetzt, uas große Interesse der privaten Grundeigentümer, eine engagierte Gemeinde und eine gute Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten haben wesentlich zum Gelingen der Dorferneuerung beigetragen.
Das Ortsbild wurde durch umfangreiche Eingrünungen verschönert. Schwerpunkt war hierbei der Dorfanger mit seinem alten Eichenbestand und dem Dorfteich als Mittelpunkt des Altdorfes Marxen.
Die verkehrliche Infrastruktur im Dorf wurde durch die Schaffung von Fußwegen, Park- und Halteplätzen verbessert. Für Ramelsloh hat die neugebaute Ortsumgehung zu einer wesentlichen Verkehrsberuhigung im Ort beigetragen. Damit konnten günstige Bedingungen für die wachsende Bedeutung des Fremdenverkehrs in diesem Raum geschaffen werden.
Das Flurbereinigungsgebiet liegt in einem Landschaftsraum, der durch seine umfangreichen Wald- und Heideflächen geprägt ist. Seine Gliederung durch zahlreiche Flüsse und Bachtäler macht ihn besonders reizvoll. Durch seine Nachbarschaft zum Naturpark Lünebur-ger Heide wird er vor allem von der Bevölkerung aus dem Großraum Hamburg als bevorzugtes Naherholungsgebiet angenommen.
Der Bau der Eisenbahn hat das Landschaftsbild der unteren Seeve verändert. Im Zuge der Flurbereinigung wurden gezielte landschaftspflegerische Maßnahmen durchgeführt, um das Bauwerk in die Landschaft zu integrieren.
Die Wegeüberführungen wurden so in die Landschaft eingefügt, daß sie heute nicht mehr als Fremdkörper empfunden werden. Durch die Begrünung der Böschungen sind neue landschaftsgestaltende Elemente entstanden. Von den Brücken hat man einen guten Einblick in die reich gegliederte Wiesen- und Weidelandschaft.
Durch umfangreiche Baumgruppenpflanzungen, neu angelegte Feldgehölze, aufgeforstete Flächen sowie kleine Wasserflächen konnte die Landschaft im Rahmen der Flurbereinigung gestaltet und belebt werden.
Die landschaftspflegerischen Maßnahmen und die neuen Wegeverbesserungen haben die Seeveniederung für den Erholungsuchenden geöffnet und attraktiv gemacht.Über spezielle Wanderwege wird der Freund an besonders schöne Plätze an der Seeve herangeführt. Eine Landschaft, die vor dem Bau der Güterumgehungsbahn nur wenig zugänglich war, wurde auf diese Weise dem Besucher ein Stück näher gebracht.