Barbier, Putzbütel oder Friseur

Barbier, Putzbütel oder Friseur

Ramelsloh, Enge Straße 110

 

Noch vor meiner Schulzeit, Anfang der 50er Jahre, wurde bei Heinrich Lüllau in Ohlendorf und bei Willi Pape in Ramelsloh  am Sonntagvormittag fleißig gearbeitet. Barbiert, rasiert und frisiert. Die vielen Bauern und Landwirte, aber auch die einheimischen Handwerker, kamen sonntags zur „Rasur“. Dann wurde aus den dunklen, bärtigen Gesichtern der Wochenbartträgern wieder freundliche Menschen gemacht. Samstag war ja meistens Badetag in der großen Zinkwanne streng nach Plan und der Familienherachie. Nur der Bart der Männer musste noch weg. Die offizielle Ladenöffnung mit der silbernen Friseurschale an der Straße, hing natürlich nicht, aber schon um acht Uhr musste alles gerichtet sein. Der Chef Willi Pape, der Geselle aus Bendestorf und die Chefin hatten alles bereit zum Ansturm. Ein Teil der Kunden musste zur Kirchzeit fertig sein, der andere Teil ging frisch rasiert zum Frühschoppen. Viele der Kunden hatten ihre eigene Rasierschüssel und Pinsel im Regal stehen, diese wurde mit heißem Wasser vorgewärmt. Die Rasierschüssel hatte ein Griffloch zum festhalten, ein Stück Rasierseife und der Rasierpinsel sorgte dann für eine „sahnige Konsistenz“ des Rasierschaums. Der Bart wurde zuvor mit einer heißen Stoffkompresse aufgeweicht zur Erleichterung der Rasur. Wir Kinder durften die Kompresse festhalten, damit sie nicht vom vielen „Geschnatter“ der Männer verrutschen konnte. Je länger diese Prozedur dauerte, desto leichter ging es bei dem Rasieren. Nun begann das Einseifen, einmal vorweg, und je nach Stärke des Bartes wurde kräftig einmassiert.

Die Wahl des Rasiermessers war wichtig, schon in der Woche wurden diese vorbereitet. Abziehen auf Wasser- oder Ölstein war eine wichtige Arbeit, die viel Gefühl erforderte. Vor Beginn der Rasur noch einmal über Stoß- oder Abziehriemen, dann wurde erst mit der Bartwuchsrichtung und dann gefühlvoll dagegen mit vielen Bartstichen sauber jedes Haar entfernt. Verletzungen gab es eher weniger, platzte empfindliche Haut einmal leicht auf, wurde gepudert, gecremt und mit Alaunstein behandelt.

… auch der Friseur muss einmal zum Friseur W. Pape und Geselle Hans Weißbrich aus Bendestorf

Mit warmen Wasser nachgewaschen, Eau de Cologne oder Rasierwasser aufgetragen, dann mit der Serviette leicht gewedelt. Je nach Stärke des Bartes, war diese Prozedur von brennenden, prickelnden Gefühlen begleitet. Für uns Kinder fielen immer ein paar Süßigkeiten oder etwas für die Spardose ab. Starker Rauch umhüllte uns und die wartenden Kunden bei einem von Neuigkeiten gespicktem Wortprogramm, alles „Wichtige“ wurde durchgesprochen. Erst gegen 11.30 Uhr wurde es wieder still im Laden. Der Sonntag konnte beginnen. Ein Lehrling von 1947 (Elsbeth Harms) beschwerte sich oft über die Arbeitsbedingungen. Der Grund waren die Arbeitszeiten von 22 – 02.00 Uhr in der Nacht. Dieses war vor Feiertagen nötig, da der Strom der Seeve erst ab 22 Uhr zur Verfügung stand. Das waren noch Zeiten !

 

Ingo Pape (Friseurmeister)

 

Salon Wilhelm Pape

Anfang der 60ger Jahre

 

                              Friseursalon und verschiedene Gerätschaften

Bilder vom Kiekeberg aufgenommen von Ingo Pape

 

Familie Pape  1956                                     und 1954

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