Der „Dorotheenhof“ in Maschen Heide

Der  „Dorotheenhof“  in Maschen Heide

Geschichte einer Entbindungsstation der Nachkriegszeit

Die Station Nr. 8 (von 16) auf dem 2017 entstandenen Hallonen– Rundweg in Seevetal findet man den „Dorotheenhof. Es handelt sich hier um ein Objekt, das heute nicht mehr existiert und dessen Standort hinter eine Schautafel übersehen werden kann.

Der Dorotheenhof

Um 1860 ließ der damaliger Pächter der Mascher Jagd, Robert Sixtus Heins, eine Jagdvilla errichten. Zu diesem Zweck hatte er einige aneinandergrenzende Grundstücke aufgekauft. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erwarb der Weinhändler Mario Cresta das Haus als Sommerresidenz, kurz darauf ging es (wie auch das Jagdrecht) an den langjährigen Harburger Senator Richard Hastedt (1857 – 1939) über, der das Haus prunkvoll aufstocken ließ. Die Bezeichnung „Dorotheenhof“ nimmt Bezug auf Hastedts Schwester Dorothea, die auch zeitweilig darin wohnte. Landläufig hieß das kollossale Gebäude noch bis ins frühe 20. Jahrhundert „Heinsche Villa“, dann später „Hastedtsche Villa“.  Der kinderlose Hastedt war vor allem für seine karitativen Verdienste und wohltätige Gönnerschaft bekannt, so gründete er 1913 in Harburg die „Senator-Hastedt-Stiftung“ zur Unterstützung von Kriegsinvaliden des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 bzw. deren Hinterbliebenen.

Für die Schuluhr, die im Januar 1905 auf die alte Mascher Schule gesetzt wurde und die heute noch am Dorfhaus schlägt, spendete er und seine Schwester 500 RM aus ihrem Privatvermögen. Ihnen zu Ehren erhielt die Straße an der sich der Dorotheenhof befand, den Namen „Hastedtweg“.

Im Lauf der Zeit entstanden mehrere Nebengebäude. Nach Hastedts Tod wurde der Dorotheenhof Eigentum der Stadt Hamburg. Während des zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit als Entbindungsklinik“ genutzt, erblickte hier auch mancher Kreiseinwohner das Licht der Welt. Später war der Dorotheenhof ein von der Hamburger Jugendbehörde betriebenes Heim für traumatisierte Kinder uns Jugendliche (die meiste Zeit davon ausschließlich Mädchen), inklusive stattlichem Obst- und Gemüsegarten. Mitte 1980er wurde der Gebäudekomplex vollständig abgerissen.

PS: Gäbe es den Dorotheenhof noch, würde er aktuell wahrscheinlich unter Denkmalschutz stehen – so hingegen geriet er allmählich in Vergessenheit. Vielleicht bewirkt die Thematisierung des geschichtsträchtigen Prachthauses durch den „Hallonen-Rundweg ja eine weitergehende Aufarbeitung.

Ingo Pape

(Infos aus dem Gemeindearchiv Seevetal)

 

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