Der „Ramelsloher Vergnügungsoffizier“

Der  „Ramelsloher Vergnügungsoffizier“

Erinnerungen an Wilhelm Pape

In der Nachkriegszeit belebte sich das Vereinsleben in Ramelsloh wieder. So auch im Schützenverein. Die traurigen Jahre sollten langsam vergessen werden. Hier war es Willi Pape, der bei den Schützen seine Frohnatur ins Vereinsgeschehen einbringen konnte. Schon auf dem ersten Schützenfest wusste er die wieder aktiven Schützen zu unterhalten. Die Auftritte der Schützen waren teils noch ohne Uniform, da alles was mit Militär zu tun hatte noch ein wenig in einem schlechten Licht stand.

Der Umstand, durch das Friseurgeschäft immer an der Informationsquelle zu sein, war natürlich sehr vorteilhaft. Treffpunkt vieler Ramelsloher war der “Putzbütel“. Die Männer kamen meist zweimal in der Woche zum Rasieren, und da man sich damals nicht anmelden musste, gab es oft lange Wartezeiten, in denen kräftig gelästert und geklatscht wurde. Das ist also keine besondere Eigenschaft der Frauen, nein, auch die Männer können das sehr gut. Jedes Ereignis erfuhr Willi Pape von vielen Seiten, teils laut berichtet, teils zugeflüstert. Aber auch die Frauen konnten eine weitere Version der Geschichte in der Damenabteilung ausplaudern bei Hilde, die dann wieder unserem Willi gerade recht kamen. So konnte er immer genug Stoff sammeln. Diese Geschichten aus dem täglichen Leben notierte er sich sofort und formte sie zurecht für seine Vorträge und “Plattdeutschen Riemels“. Seine Spezialität war auch das Einbeziehen von ortsbekannten Personen aus der näheren Umgebung. Die damals von Albert Scharfenberg gegründete „Schützenkameradschaft Seevetal“ erweiterte den Kreis noch, und so nutzte er die Kameradschaftstreffen auch für großartige Einlagen.

Schon sehr früh begann er mit dem „Ehrengericht“. Hier wurden die Schützen so richtig vorgeführt und anschließend verdonnert. Seine Darbietungen waren immer aktuell und beinahe jedem Teilnehmer bekannt. Sie wurden mit ernster Miene, aber mit spitzer Zunge vorgetragen. Der Kommers war der Höhepunkt eines jeden Schützenfestes und Königsjahres, hier bekam der König seine letzte „Ölung“, die aber immer mit einem Dank für ein gutes Königsjahr endete.

Nicht nur seine „Telefongespräche“ mit Rudi Jobmann und Willi Peters, auch Verkleidungskünste waren seine Applausbringer. „Die drei Germanen“, das „Tiroler Paar“ um nur einige zu nennen. Musik, ob volkstümlich oder bekannte Schlager, waren der Hintergrund für seine umgedichteten Texte wie z.B. „die Mode“. Immer wieder wurde im Laden geübt und gesungen. Werner Behr und Dirk Thalmann waren wohl seine ausdrucksvollsten Mitsänger. Marschlieder aus der Militärzeit, sowie Melodien aus Volks- Jagd- und Wanderliedern nahm er für seine noch heute gesungenen „Schützenlieder“.

Der Königsball, in der kalten Jahreszeit gegen, war ausgezeichnet mit einem „Prolog“ wie er es nannte. Mit viel Respekt war dieser Abend immer den Schützenfrauen gewidmet. Hier wurden die Frauen der Schützen in den Mittelpunkt gestellt. „Feuerwehr-Amazonen“, die „Schützengarde“ „Miß-Wahlen“ und hüpfende „Negerstämme“ waren wohl die bekanntesten Darbietungen.

Keiner kam zu kurz bei Willi Pape. Jeder kam „vor’s Brett“. Er brachte auch den berühmten „Giftbecher“ zum Kommers. Neueste Meldungen aus der Gemeinde Ramelsloh, Sport und Politik, seine Palette und Bandbreite war schier unerschöpflich. Die plattdeutsche Sprache half ihm alles auszusprechen und freundlich wirken zu lassen. So wurden auch seine Auftritte mehr und mehr zum „Kult“ im Schützenverein.

Wenn er aufstand mit seinem maschinengeschriebenen Zettel in der Hand, herrschte sofort Ruhe im Saal. Keiner wollte etwas verpassen. Sein verschmitztes Grinsen ließ jeden Schützen froh werden. Oft saß er noch spät am Sonntag vor dem Kommers am Küchentisch und brachte Aktuelles vom Tage zu Papier. So wurde er Markenzeichen für Humor im Schützenverein.

Von seiner Vorstandstätigkeit bleiben Erinnerungen. Diese Sitzungen dauerten in der Regel etwas länger als heute. So konnte es durchaus passieren, dass man zur Kirchzeit noch nicht ausdiskutiert hatte. Aber um diese Zeit nach hause zu gehen, schickte sich einfach nicht, und man musste die „Schummerei“ abwarten, um heimzukehren. Es waren schöne Vorstandjahre gestand er mir oft. Ein gutes Team, würde man heute sagen, die Freunde, Kameraden aber auch Schützenbrüder waren.

Willi Pape wurde von allen Schützen geschätzt und respektiert. Das ging so weit, dass er sehr oft nach Hause gebracht wurde, oft sogar im Lehnstuhl !! (vielleicht hatte das aber auch einen anderen Grund ?!)

„Willi der fiedele Figaro“, wie ihn die Presse einmal liebevoll nannte, hat uns leider viel zu früh verlassen, und mit ihm ging auch ein großes Kapitel im Ramelsloher Schützenverein zu Ende. Seinen Humor vermissen wir alle, und sein Wirken wird den Schützen der älteren Generation sicher unvergesslich sein.

Ingo Pape

 

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