Haus Poppe / Mencke – Marxener Straße Nr 4

Unser Haus im Wandel:
Malerbetrieb, Spar- und Darlehnskasse,
Klempnerei, Postagentur, Sanitär- und Heizungsbetrieb
– In diesem Haus gingen schon viele Menschen ein und aus –

1908/09 bauten Willy und Magdalene Poppe das Haus mit Werkstatt und Ställen für Ziegen und Schweine. An dieser Seite der Marxener Straße standen bis dahin noch Nadelbäume. Willy Poppe war der älteste Sohn einer Malerfamilie in Pattensen mit noch 13 Geschwistern. So baute er hier seinen Betrieb auf – allerdings unterbrochen durch den ersten Weltkrieg. In der Werkstatt wurden vor auch die Ausfahrkutschen der Kunden gestrichen.

Im Jahre 1914, am 30 Januar, gründete Willy Poppe und 27 weiteren Ramelsloher den Männerturnverein und übernahm den Vorsitz bis 1928.

Als 1923 Pastor Freund die Spar- und Darlehnskasse abgeben wollte, entschloss Willy Poppe sich zu der Übernahme, weil sich schon abzeichnete, dass sein 1911 geborener Sohn Wilhelm in den Betrieb einsteigen würde. Zuerst wurden die Bankgeschäfte mittags und nach Feierabend erledigt. Mitte der dreißiger Jahre übernahm Sohn Wilhelm den Malerbetrieb und die Sparkasse wurde von Poppe sen. hauptberuflich mit festen Öffnungszeiten geführt. 1936 starb die Tochter der Familie mit 23 Jahren Sohn Hermann wurde Landwirt und heiratete Magdalene geb. Wilkens von „Wümm-Hoff“ in der Engen Straße. Wilhelm schloss die Ehe mit Else geb. Putensen aus Tangendorf. 1938 wurde Tochter Ilse geboren. Der 1. September 1939 veränderte alles. Wilhelm wurde sofort zur Wehrmacht eingezogen. Der Vater übernahm kommissarisch den Betrieb, damit bestellte Arbeiten ausgeführt, die Gesellen weiter beschäftigt und vor allem die Lehrlinge ihre Lehre beenden konnten.

Der Krieg wurde heftiger die Aufträge blieben aus und Weihnachten 1942 starb Wilhelm in Russland. Das war das Ende des Malerbetriebes. 1942 wurde eine 5-köpfige Familie aus Harburg untergebracht, weil der Textilbetrieb mit Wohnung bombardiert worden war. Als die Vertriebenen aus Ostpreußen kamen, wurde das gesamte Obergeschoß mit 2 Familien belegt. Zeitweisewohnte auch unten noch ein junges Ehepaar mit Kleinkind auf 10qm. Eine Vertriebene wohnte hier bis 1981.

1946 heiratete Else Poppe ein zweites Mal und lebte nicht mehr im Haus. Die Geschäftslage der Spar- und Darlehnskasse im und erst nach dem Krieg war schwierig. Die Bank hatte kein Geld, um Kredite zu vergeben. 1948 hatte Rendant Poppe sein 25- jähriges Jubiläum und 65. Geburtstag. Wegen Geldmange schenkte der Vorstand ihm die vorhandene Reiseschreibmaschine die aber weiter benutzt wurde und er sollte sie bei seinem Ausscheiden bekommen.

Währungsreform: Einen Tag vor der Auszahlung des Geldes zur Währungsreform 1948 wurde es hier angeliefert. Unser Dorfpolizist Emil Lange, musste die Nacht im Bankraum verbringen, um darauf aufzupassen. Knapp 70- jährig verstarb Willy Poppe ganz plötzlich, immer noch in Diensten der Sparkasse.

Bis 1956 war die Bank noch im Hause, wobei sie im Januar 1955 auf dem Faslam überfallen wurde. Danach zog sie in die Harmstorfer Straße unter der Leitung von Hermann Allerding.

1960 heiratete Ilse Horst Mencke aus Ohlendorf. Er eröffnete 1962 in der vorhandenen Werkstatt und später anderen Gebäuden seinen Handwerksbetrieb für Klempnerei, Sanitär und Heizungsbau. Sie bekamen 3 Kinder: Birgit, Martin und Joachim.

Ilse Mencke übernahm 1966 die Post – Agentur von Familie Ernst

Schwarzkopf aus der Engen Straße. Sie leitete diese bis 1996, als sie von der Deutschen Post gänzlich geschlossen wurde. Auch hier sorgte ein Überfall für reichlich Aufregung.

Beide Söhne Martin und Joachim erlernten die Berufe des Vaters und stiegen in den Betrieb ein und führen ihn bis heute.

2012 konnten sie 50jähriges Jubiläum feiern. Horst Mencke verstarb schon im Jahre 2009.

18.Feb. 2016

"Poppes Haus" ca. 1948 (rechts vom Eingang sind die Kassenräume gewesen)

„Poppes Haus“ ca. 1948
(rechts vom Eingang sind die Kassenräume gewesen)

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