Kirchengem. Ramelsloh Kapitel 3

Kirchengem. Ramelsloh Kapitel 3:  Die erste Konfirmation

Am 19. Dezember 1708 wurde Franz Wilhelm Lamprecht in sein Amt als Pastor von Ramelsloh eingeführt. Der Dorfklatsch wusste zu berichten, dass Lamprechts Mutter, Frau des Dannenberger Bürgermeisters, die Stelle für ihren Sohn arrangiert habe, ebenso die Ehe mit der jüngsten Pastorentochter Elisabeth. Man warf ihm vor, dass er auf die Einnahmen seines zukünftigen Schwiegervaters schon vor dessen Tod spekuliere und sich Vorteile zu verschaffen trachtete. Lamprecht führte die bereits 1693 im Fürstentum Lüneburg angeordnete Konfirmation endlich auch in Ramelsloh ein, an der 1709 vier Mädchen und vier Jungen teilnahmen. Anschließend hatten diese noch drei Jahre  Teilnahmepflicht an der Kinderlehre. Seine Predigten kamen in der Gemeinde weniger gut an.

Am 9. Dezember 1709 entstand um 22 Uhr „ein plötzlicher sehr schrecklicher Brandt, woher ist Gott am besten bekanndt.“ Curien, Kirche und das ganze Dorf standen in Gefahr von den Flammen erfasst zu werden. Pastor Lamprecht beklagte die Schwierigkeit Leute aus dem Dorf zum Löschen zu bewegen „und sollen einige so unchristlich gesprochen haben, es wäre im Stift.“

Als Pastor wurde ihm auch das Amt des Gildeherrn übertragen. Die Gilde war ein genossenschaftlicher Zusammenschluss der meisten Bewohner. Sie sollte daran erinnern, dass rechtschaffene Christen in Glück und Freude, aber erst recht bei Not und Tod zusammenstehen müssen. Neue Mitglieder wurden „eingeklopft“ und bekamen mit zwei kleinen weißen Stöcken einen sanften Schlag auf die Schultern. Damit sollte an Ansgar erinnert werden, der oft in Bedrängnis geriet und sich handgreiflich mit einem weißen Stock gegen Christengegner zur Wehr setzen musste.

Die Gilde kümmerte sich um die Beerdigungen im Dorf. Sie finanzierte  Orgelreparaturen, Wein, Oblaten und Altarlichter für die Kirche, oder beförderte Heidefuhren für den Zaun am Pfarrgarten. Als 1739 beim Totengeläut für ein Kind der Junge Peter Maak zu heftig am Glockenseil riss, stürzte die Glocke ab, schlug dabei die Turmuhr im alten Glockenturm kaputt und wurde unter Lebensgefahr von vier Männern der Gilde wieder nach oben gezogen und repariert.

In den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts lebten in Ramelsloh zahlreiche Militärangehörige. Kinder von Dragonern, Reitern, Leutnants, Feldtrompetern und Rittmeistern wurden getauft. Die Zahl unehelicher Kinder stieg beträchtlich. Während die Väter sich oft der Verantwortung entzogen, mussten die Mütter Kirchenbuße tun. Auch Dienstknechte hatten fast nur uneheliche Kinder, weil ihre äußeren Lebensbedingungen eine Familiengründung erschwerten.

Kindersegen – wenn auch ehelichen – gab es auch im Pfarrhaus. Im Sommer 1717 stiegen Pastor Lamprecht und seine hochschwangere Frau auf einen Pferdewagen um zum Einkaufen nach Harburg zu fahren. Plötzlich geschah es, „daß die Pferde vom Hof aber aus Otters Hause läuffig wurden und mit unß gleich vom Hofe ab ganz rasend durchß Dorffe lauffen, biß nach Ravens Hause,“ wo sich dem Wagen mutig der Sohn des Hofes, Jochim, „ein sonst noch junger Knabe“ entgegenwarf und großes Unglück verhinderte. Kurz darauf wurde der Pastor „mit dem Anblick eines gesunden wohlgestalten Söhnleins erfreuet.“

Nachdem er seine beiden Töchter an Pastoren der Umgebung verheiratet hatte, heiratete Lamprecht selbst nochmal im Alter von 67 Jahren eine junge Frau. Er starb am 27. Januar 1760 im Alter von 81 Jahren. Sein Nachfolger wurde 1758 Johann Ulrich Schwenzel.

 

Kapitel 1 – 7 stammen aus der Feder von Sabine Rambow

 

 

 

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