Kriegsende aus der Sicht einiger Ramelsloher

Das Kriegsende aus der Sicht einiger Ramelsloher

Die allgemeine Kriegslage hatte sich bis März 1945 grundlegend zum Nachteil der Wehrmacht verändert. Die Stadt Hamburg wurde von den anrückenden Engländern immer mehr zur Festung ausgebaut. Groß angelegte Panzergräben in Höhe von Fleestedt. Die noch verbliebenen jungen Männer in den umliegenden Ortschaften wurden noch einberufen,  z. B. nach Rübke, und an Panzerfäusten ausgebildet.

Am 20.04. , seit  Jahren  ein außergewöhnlicher Tag (Führergeburtstag), lief am frühen Morgen die Nachricht durch den Ort: „Die Engländer kommen“ ! Mehrere Panzerfahrzeuge  rückten von der Harmstorfer Straße kommend, in die Ortsmitte vor. Kleinere Gruppen von Soldaten liefen mit vorgehaltenen Waffen über die Grundstücke und rückten zur Kreuzung in der Ortsmitte vor. Die am Vortag von der abrückenden Wehrmacht errichteten Panzersperren wurden von mutigen Ramelslohern rechtzeitig beseitigt, und so gab es keine Kampfhandlungen. Nachdem die Eindringlinge Gespeist hatten vor Soltaus Haus, wurden einige große Häuser besetzt.

Mittels Lautsprecherwagen wurde eine Ausgangsperre verhängt, die Haustüren durften nicht verschlossen werden. Lediglich die franz. und belgischen Kriegsgefangenen durften sich frei bewegen. Der Hof Gerbers neben der Kirche war die Zentrale und das Gasthaus Dörels (Ram. Hof) wurde voll belegt. Nach 3 Tagen wurde die Ausgangssperre aufgehoben. Die Bevölkerung sah sich der Willkür der Besatzer ausgeliefert durch ständige Kontrollen und Plünderungen, so auch in „Scharfenbergs Gasthaus“, was zu der Zeit als Altenheim diente. Wertgegenstände wie Schmuck und Uhren entnahm man gewaltsam den Bewohnern. Bis zum 8. 5. war es eine gespannte Atmosphäre. Die Besatzer sorgten aber auch für die Reinigung der Kirche, damit sie einen Gottesdienst halten konnten. Der Offizier spielte unter Anleitung vom Organisten E.-A. Rieckmann aus Ramelsloh die Orgel. Das Leben in Ram/Ohlendorf normalisierte sich etwas

Viele Verbote und Auflagen wurden vom Kommando in Winsen durch „Major Seddan“ aufgehoben und strenger überwacht. Es gab keine Übergriffe mehr, der Major sorgte sogar für die Rückgabe der Wertsachen aus den Plünderungen. Später war der Kommandant auch an der Rückführung unserer eingelagerten Kirchenfenster beteiligt.  Die Sorge um das tägliche Brot, den Wohnraum für die Ausgebombten und Flüchtlinge beherrschte den Alltag. Die Lebensmittelvorräte schmolzen wie der Schnee in der Sonne. Feuerholz wurde knapp und man tauschte Habseligkeiten gegen Lebensmittel. Diebstähle waren an der Tagesordnung. Aus der Stadt kamen Menschen die die Kartoffelfelder nachsuchten und das Fallobst von den Obstbäumen an den Straßen aufsammelten.

Sicher konnte ich nur einige Dinge aus den letzten Kriegstagen nacherzählen, doch die Gespräche mit den Zeitzeugen waren schon sehr bewegend. Die wunderbaren Aufzeichnungen eines Ramelsloher Bürgers brachten mir viel Klarheit über das Geschehen rund um Ramelsloh.

 

„Hitlerstein und Hitlereiche“ von 1933

Text: Deutschland Erhebung

Personen: unbekannt

 

 

 

IPR

Dieser Beitrag wurde unter 09 - Nachkriegsgeschichten veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.