Menschen i. u. Gemeinde: Nadine Becher

Menschen i. u. Gemeinde: Nadine Becher

Nadine Becher ist 38 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in Ramelsloh. Von Beruf ist sie Praxismanagerin, Arzthelferin und Operations-assistentin. Ihre Hobbys sind Volleyball, Rad-fahren und Lesen. Turmhahn: Seit wann engagierst du dich im MTV Ramelsloh, seit wann gehörst du dem Vorstand an?

Ich habe mit 14 Jahren angefangen als Co-Trainerin einer Jugendmannschaft und dann über 20 Jahre Kinder und Jugendliche im Bereich Volleyball trainiert. Von Anfang an waren Aufgaben wie Mannschafts-kapitänin oder Abteilungsleitung Teil meines Engagements, wodurch ich frühzeitig Einblicke in die Aufgaben des Vorstandes gewinnen konnte. Mit 18 Jahren wurde ich Beisitzerin im Vorstand, 2014 bin ich dann als 2. Vorsitzende gewählt worden und bin es bis heute. Mich er-füllt es mit Stolz, einen Verein wie den MTV Ramelsloh unterstützen zu dürfen. Für mich ist es sehr wichtig, eine Anlaufstelle in Ramelsloh, Ohlendorf und Holtorfsloh im Bereich Sport anbieten zu können. Turmhahn: Der MTV Ramelsloh wurde bereits 1914 gegründet und hat ca. 800 Mitglieder. Welche Sparten hat der Verein heute? Wir sind ein Breitensportverein mit insgesamt 11 Sparten wie Badminton, Fußball, Turnen, Kinderturnen, Kindertanz, Plattdeutsches Theater, Spielmannszug, Volleyball, Tennis, Judo, Ju-Jutsu. Turmhahn: Durch Corona musste der komplette Sportbetrieb ausfallen, wie ist es in dieser Zeit dem Verein ergangen? Gab es Kursangebote per Video oder andere innovative Ideen? Wie ist die aktuelle Situation in eurem Verein, jetzt da es unter Auflagen wieder losgehen kann? Leider fiel nicht nur der Sport aus, sondern auch Auftritte des Spielmannzuges. Da die weitere Entwicklung ungewiss ist, wird es in diesem Jahr kein Theater geben. Kontaktsport wie Fußball, Judo oder Ju-Jutsu leiden am meisten. Die Auflagen, die wir erfüllen müssten, sind einfach nicht umsetzbar wie z. B. Abstand halten beim Mutter-Kind-Turnen mit bis zu 30 Kindern. Anfang Mai durfte Vereinssport wieder im Freien stattfinden. Heute dürfen, unter Einhaltung der geltenden Regeln, bis auf unsere Kampfsportgruppen, alle anderen Gruppen wieder trainieren. Wir gehen davon aus, dass nach den Sommerferien alle Abteilungen, unter Berücksichtigung der Auflagen, wieder aktiv werden. Während der trainingsfreien Zeit wurden von den Trainern Anleitungsvideos zur Verbesserung von Technik und Kondition zugesandt und eine Challenge innerhalb der Mannschaften durchgeführt. Über eine App wurden Laufgruppen motiviert. Die Kinder haben ihre Trainer mit Videos über den Lernerfolg informiert. Turmhahn: Gemeinschaft, Talentförderung, Gesundheit, Ehrenamt –das alles verbindet man mit einem Sportverein. Was macht die Vorstandsarbeit in einem Verein mit so vielen verschiedenen Menschen, Interessen und Vorstellungen aus? Was gehört zum „Alltag“ des Vorstandes? In erster Linie kümmern wir uns um die Belange der Sportler, Trainer und Eltern. Jedes Problem, jede Sorge wird in freundschaftlichem, kommunikativem Austausch besprochen und möglichst im Sinne aller lösungsorientiert bearbeitet. Dies kann eine defekte Dusche sein, das Ausmisten der Hallen oder eine schlecht eingestellte Heizung. Wir sind für den Zustand der Anlagen und für Neuan-schaffungen verantwortlich. Turmhahn: Was macht euren Sportverein besonders attraktiv? Das Besondere ist der persönliche, freundschaftliche Umgang der Mitglieder untereinander. Jeder versucht den anderen, ob Trainer, Übungsleiter oder Sportler zu unterstützen. Man kennt sich oft über viele Jahrzehnte und trifft sich untereinander auch privat. Wir haben viele Mitglieder, die weit über 40 Jahre den Verein unterstützen. Hier funktioniert das Miteinander von Alt und Jung, alle haben Spaß und tauschen sich aus. Turmhahn: In welchen Bereichen ist der MTV Ramelsloh besonders erfolgreich? Besonders erfolgreich sind wir im Bereich Jugendfußball und 1. Herren (2. Platz Kreispokal), im Regionsbetrieb Tennis, unser Judo-Trainer ist Vizeweltmeister und Europameister, unser Ju-Jutsu-Trainer besitzt zahlreiche Dan-Grade und die Volleyball-Damen spielten um den Aufstieg in die Landesliga, aber die Saison konnte durch Corona nicht zu Ende gespielt werden.

Turmhahn: Ein Dorfverein steht auch immer für ein Miteinander. Wie vermittelt der MTV den Wert des Sportes für die Gemeinschaft?

Wir haben als erster Verein in Niedersachsen das Schutzkonzept für Kinder und Jugendliche umgesetzt. Des Weiteren ist Kommunikation zwischen Sportlern, Trainer und Vorstand ganz wichtig und wird verwirklicht. Wenn ein nettes Miteinander zwischen den einzelnen Funktionären herrscht, kann dieses auch an die Sportler weitergeben werden, nur so kann ein Verein funktionieren. Der Verein vor Ort ist auch ein entscheidender Faktor der Präventionsarbeit, denn wir holen die Kinder von der Straße. Turmhahn: Die Rechte von Kindern und der Kinderschutz liegen dir besonders am Herzen. Wie setzt ihr das im Verein um? Das ist ein großes und wichtiges Thema im Sport und sollte von allen Vereinen umgesetzt werden. Ich bin seit letztem Jahr Partner beim LSB, um das Schutzkonzept in anderen Vereinen aufzubauen und zu schulen, in enger Zusammenarbeit mit meinem Tandempartner vom Kinderschutzbund. Wir in Ramelsloh gelten beim Landessportbund als Vorzeigeverein. Das Konzept ist nur umzusetzen, durch die Gemeinschaft und die Kommunikation mit Trainern und Kindern. Es ist wichtig den Erwachsenen zu zeigen, dass es unsere Pflicht ist, den Kindern ein gutes Gefühl zu geben, bei uns im Verein Sport zu machen. Die Kinder sind unsere Schutzbefohlenen und müssen von uns ernst genommen werden. Es ist unsere Aufgabe, die Kinder und Jugendlichen im Sport für das Leben stark zu machen. Gewalt ist in keiner Form akzeptabel und hinnehmbar, dieses haben wir ausdrücklich in unserer Satzung formuliert. Des Weiteren haben wir in den Hallen und in der Nähe der Geschäftsstelle Kummerkästen in Form von roten Briefkästen angebracht. Es gibt den „Kinder haben Rechte“-Pass, welcher in regelmäßigen Abständen an unsere Kinder und Jugendlichen verteilt wird. Hier finden sie die Kontaktdaten unserer Vertrauenspersonen. Wir wollen ein täterfeindliches Umfeld schaffen. Jedes Kind hat Rechte. Wir sind für unsere Kinder und Jugendliche an-sprechbar, hören zu und helfen. Turmhahn: Was wünschst du dir für den MTV in den kommenden Jahren? Ich würde mir wünschen, dass die Menschen in unseren Gemeinden einen Sportverein nicht als selbstverständlich ansehen oder gar als Dienstleister. Wir sind eine Interessengemeinschaft im Bereich Sport, eine Gemeinschaft, in der sich viele begeistert engagieren und ihre Zeit ehrenamtlich investieren. Wenn viele mit anpacken, dann ist es leicht, ein Fest für alle auf die Beine zu stellen oder Trainingseinheiten zu planen. Es macht Spaß und fördert den Zusammenhalt. Jeder Verein braucht Unterstützung, gemeinsam ist alles einfacher. Traut euch, egal ob Kind oder Rentner, Sportler oder Nicht-Sportler, kontaktiert die jeweiligen Ansprechpartner, bietet eure Unterstützung an. Ausführliche Informationen zu allen Themen rund um den MTV Ramelsloh unter: www.mtv-ramelsloh.de

 Interview: Sabine Eddelbüttel

 

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