Der „Ramelsloher Hof“ und seine Geschichte

Die Geschichte des „Ramelsloher Hofes“

 

Die Geschichte des „Ramelsloher Hofes“ ist sehr umfangreich und auch sehr interessant.

Ursprünglich stand hier der Hof von Hans-Peter Helmsieck. Dieser ist am 29. April 1865 abgebrannt. H-P Helmsieck hatte sich dann entschieden den Hof an den Dorfrand zu verlegen und baute auf seinem Grundstüch an der heutigen Horner Straße, gegenüber der alten Volksbank. Von 1865 gibt es ein Zeugnis vom Richtfest des „Lührs Hoff“.

Aus meiner Sichtweise nach Kriegsende, kann ich schon von MTV Aktivitäten berichten, denn was wäre der MTV ohne den Saal vom Ramelsloher Hof, seinem Vereinslokal.

Erinnerungen an den Ramelsloher Hof

Hier war Kinderturnen mit Willi Peters. Der Saal wurde zu dem Pfingsten benutzt und vor der Bühne konnte man, dank der Deckenhöhe, sogar ein Reck aufbauen. Hier fanden die Treffen mit Hamburg Eilbeck statt, die alljährlich einen Wettstreit veranstalteten. Jedes Mal mit dem Spielmannszug und vielen Besuchern. Abends war dann ein Turnerball. Neben der Bühne standen Barren, Kästen, Pferd und Trampolin. Hier lagen die Matten und in einem Schrank befanden sich viele Kleingeräte.  – 1964 kam dann die Turnhalle an der Schule. – Unsere ersten Töne auf der Querflöte lernten wir auf diesem Saal und am Sonntag waren es die Fanfarenbläser. Viele Theaterstücke wurden hier geprobt. Plattdeutsche Aufführungen abgewickelt und Versammlungen abgehalten. Jahreshauptversammlungen dauerten hier noch bis zu vier Stunden mit über 100 Mitgliedern, hier wurde gestritten und diskutiert ohne absehbares Ende. Himmelfahrtsfrühschoppen, Kinderweihnachtsfeiern verbunden mit der Generalprobe des jeweiligen Theaterstücks uvm. MTV Jubiläen Fußball- KSB Verbandstagungen waren hier regelmäßig.

Soweit der MTV aber auch der Schützenverein, mit Schützenfesten, sind noch immer in Erinnerung. Der Festkommers mit den Gerichtsverhandlungen und die Kameradschaftsbälle mit Modenschau z.B. bleiben unvergessen. Ebenso am Montag der Einmarsch zur Proklamation mit „Lieben, Locke und Gloria“. Die Proklamation des neuen Königs beschäftigte in den 50ger und 60ger Jahren noch das ganze Dorf.

Die Zeiten in denen Moers – Lichtspiele auf dem Saal die Wochenenden füllten, waren immer ein Erlebnis und von den Kindern mit Freunde aufgenommen. Zwei Tische zwei Stühle und die Leinwand hatte die richtige Höhe. Wo es tagsüber Milch, Butter und Käse bei Magda Grahl gab, war im Nebenzimmer ein Loch in der Wand und wenn der Tresen frei war ging es los mit der Vorstellung. Wenn der Dreirad-Tempo von Moers und seiner Frau um die Ecke bog, lagen wir schon auf der Lauer um die Stühle aufzustellen. Es konnten natürlich nicht alle helfen, doch die Belohnung war natürlich eine Eintrittskarte für Sonntagvorstellung. Die Western noch in schwarz/weiß später aber in Farbe, waren der Renner. Fuzzy, Zorro, Kalle Blomquist und wie sie alle hießen. Zwei Kästen mit Plakaten kündigten die Programme an.

Der wichtigste Raum jedoch war rechts vom Eingang das Gemeindebüro. Hier war das Reich von Frau Winkler, die rechte Hand des Bürgermeisters war, anfangs ist Elsbeth Dannowski auch Schreibkraft gewesen. Viele Versammlungen des Gemeinderates waren daher natürlich auch hier angesiedelt. Unstimmigkeiten trug man üblicher Weise dann auch am nahegelegenen Tresen aus.

Emil Lange der Ortspolizist ging ständig ein und aus, mied aber die Gaststätte. Anfangs war es das Fahrrad später die Isetta und der Käfer, die seine Anwesenheit anzeigten.

Der Backbetrieb, von Schwarzkopf/Heitmann, ist im Krieg eingestellt worden. Die Bäckerei, sprich der Ofen war im Nebengebäude. Dieser Bereich wurde dann umgebaut und eine Viehwaage entstand. Es gingen daher die Viehhändler und Bauern, als Viehanbieter, ein und aus.  So manche Mark wurde hier schon einmal ausgegeben für Grog, Korn und Bier.

(Neben der Waage von Rabens, die E. Baumann übernommen hatte und die Waage bei Scharfenberg, gab es also drei Viehwaagen im Ort.)

Für Handwerker war es eine gute Gelegenheit einen Feierabendschoppen zu genießen, der oft schon nach dem Frühstück begann.

Auch unser traditionelles Faslamsfest ist in Gefahr. Die Ramelsloher haben immer den großen Saal benutzt um die vielen Gäste unterzubringen und die Feiern über drei Tage zu bewältigen bis zum heutigen Tag. Familienfeiern ob Grün- Silber- oder Gold-

Hochzeiten wie auch große Geburtstage wurden hier gefeiert.

Ingo Pape

 

Die Geschichte des „Ramelsloher Hofes“  eine Zusammenfassung

Ernst Schwarzkopf sen. War Bäckermeister und Gastwirt, nebenbei war er Posthalter und betrieb noch eine kleine Landwirtschaft. In der großen Wirtschaftskriese Anfang der 30ger Jahre musste er Gasthaus und Landwirtschaft verkaufen. Sie zogen in das „Schüttsche Huus“ gegenüber von Willi Landahl (Enge Straße)

Anfang der 30ger Jahre hatte Hans Dörels und Ehefrau Getrud geb. Sonneborn aus Wilhelmsburg die Wirtschaft von Ernst Schwarzkopf gekauft. Die Bäckerei ist dann weiterverpachtet worden an Albert Heitmann. Hier arbeitete auch Karl Zimmermann aus Ramelsloh.

Während des Krieges waren auf dem Saal die Kriegsgefangenen untergebracht. Es waren Belgier, Holländer und Franzosen. Sie hatten hier ihre Schlafstätte, tagsüber waren sie bei den Bauern zur Arbeit verpflichtet.

1958 hatte Hans Dörels die Gaststätte verkauft, er zog in die Horster Heide, später zur Tochter an die Ohlendorfer Straße. Hermann und Martha Wieckhorst wurden neue Eigentümer. Diese hatten zuvor die Bahnhofsgaststätte in Tangendorf aufgegeben.

Der Gastwirtswechsel war damals ein großer Umschwung für den „Ramelsloher Hof“. Drei junge Damen sorgten dafür, dass der Laden gleich in Schwung kam, berichten die älteren Ramelsloher. Musikbox , „Erbsensuppe“ , „Rundstück warm“ und später „Currrywurst“ wurden eingeführt.

Die Wirtschaft wurde umgebaut, Fremdenzimmer und der Saal renoviert. Sohn Hermann und Tochter Christa waren dann in der Wirtschaft tätig. Christa heiratete den Maurer Dieter Mattner aus Bendestorf. Beide übernahmen später auch die Gaststätte. „Tante Martha“ jedoch war die Seele der Gastwirtschaft. Starkellner in Ramelsloh waren damals „Höhn Onkel Fritz“ und „Otto Schwarzkopf sen“.

Peter Piper hat die Gaststätte übernommen 1994 und bis 2017 mit Ehefrau Tina geleitet.

Im Dezember 2017 wurde die Gatronomie eingestellt und im März des Jahres 2019 ist der gesamte Gebäudekomplex abgerissen worden.

Ingo Pape

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