„Seevewerk“ in Ramelsloh

Ramelsloh und Harmstorf erhalten eine Licht- und Kraftanlage

Am 03. 11. 1910 wurde in Ramelsloh eine GmbH zwecks Erbauung eines Elektrizitätswerkes  an der Seeve gegründet. 50 Gesellschafter , 37 aus Ramelsloh und 13 aus Harmstorf zeichneten ein Stammkapital von 60 000 Mark. Die verfallene Berieselungsschleuse an der Seevebrücke sollte benutzt werden. Die alte Schleuse war 1848 erbaut worden. Die Wiesenberieselungsgenossenschaft, die die Berieselung ihrer Wiesen aufgab, übertrug der Elektizitätsgesellschaft ihre Stauberechtigung.

Die Herforder Firma Bockelmann & Kuhlow wurde am 1.2. 1911 mit der Ausführung des Projektes beauftragt. Den Wasser- und Geländebau übernahm die Firma W. Eddelbüttel aus Ramelsloh. Die drei Dynamos waren Fabrikate der Firma Bockelmann & Kuhlow. Die Batterie lieferte Gottfried Hagen aus Köln. Die Turbine stellte eine Firma aus Hildesheim her. Die größte Stauhöhe betrug 1,40 m. Bei einem Wasserdurchfluss von 5.440 Litern in der Minute. lieferte die Turbine 76+ nutzbare Pferdestärken. Bei normalen Verhältnissen  waren 50 PS vorhanden. Am 17. 11. 1911 wurde das Werk in Betrieb genommen.

Außer den Wohnhäusern der 50 Gesellschafter, wurden 17 Wohnhäuser aus Ramelsloh uns 10 aus Harmstorf angeschlossen.

Die ganze Anlage war ein Drei-Leiter-System mit 2 x 220 Volt Spannung.

Die Versorgung mit Strom ist mit den heutigen Gegebenheiten nicht zu vergleichen. Jeder Abnehmer war froh, dass er seine Tranfunzel bei Seite stellen konnte und per Schalter Licht erhielt. Wenn mehrere Elektromotoren gleichzeitig betrieben wurden, brachte das Werk nur eine begrenzte Leistung. Hier gab es die Vorschrift, dass ab 18 Uhr kein Motor mehr betrieben werden durfte. die Uhrzeit wurde festgelegt, damit die Lichtabnehmer nach Feierabend volle Leistung hatten. Stellten die Landwirte die Motoren nicht pünktlich ab, war in den 5 Watt Glühlampen oft nur ein roter Faden zu sehen.

Wenn der Stellwerkleiter dies auf Grund der Abnahme sah, stellte er den gesamten Strom ab, so mussten die Drescharbeiten eingestellt werden. Nach kurzer Pause wurde dann wieder Strom eingeschaltet. Wenn der Motorbetreiber der Meinung war, er könnte den Rest noch dreschen, wurde er durch erneutes Abschalten zum Aufhören  gezwungen und sagte sich selbst: „Es hat keinen Zweck mehr“: Nach wiederholtem Einschalten war die Feierabendbeleuchtung dann gesichert.

In späteren Jahren wurde die Versorgung vom Überlandwerk Hannover übernommen.

Siehe auch: Bedingungen für die Lieferung elektrischen Stromes im Anschluss an das Elektrizitätswerk Ramelsloh-Harmstorf Gesellschaft m. b. Haftung in der Chronik von Harmstorf