Landfrauenverein Brackel – Hanstedt

Landfrauenverein Brackel-Hanstedt
und Umgegend –  von  den Anfängen bis zur Gegenwart

In den Jahren 1948/49 wurden in vielen Orten Landfrauenvereine gegründet. Vorläufer waren die ersten landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine, die Ende des letzten Jahrhunderts von der Gutsfrau Elisabeth Boehm in Ostpreußen gegründet wurden.
Ziel war es, die Situation der Frauen auf dem Lande zu verbessern. Später entstand in Zusammenarbeit mit den Landwirtschafts-kammern die Grundlage für eine anerkannte Ausbildung in der ländlichen Hauswirtschaft. Diese Entwicklung setzte sich in ganz Deutschland bis 1933 fort. Bereits 1923 bestanden 25 Landes- und Provinzverbände der landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine. In den schweren Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen Neuanfang. Es wuchs das Interesse der Frauen in unseren Dörfern, sich zu treffen, um gemeinsam Probleme und Schwierigkeiten zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.

Am 15. November 1949 fanden sich in Hanstedt 16 Frauen zusammen. Die Kreisarbeitsgemeinschaft der Landfrauenvereine mit der Vorsitzenden Lisa Decke, Oldershausen hatte zur Gründung eines Landfrauenvereines der Ortschaften Hanstedt, Brackel, Marxen, Quarrendorf, Ollsen, Ramelsloh, Ohlendorf und Holtorfsloh eingeladen.
Landwirtschaftsrat Rohloff wies auf die Notwendigkeit des Zusammenschlusses aller Frauen auf dem Lande hin. Frau Schweiger als Geschäftsführerin der Kreisarbeitsgemeinschaft und Wirtschaftsberaterin der Landwirtschaftsschule Winsen/L. erläuterte die vielseitigen Aufgaben eines Landfrauenvereines: Verbesserung der ländlichen Verhältnisse sowie Weiterbildung und Förderung aller Frauen im ländlichen Raum auf den Gebieten der ländlichen Hauswirtschaft, Landwirtschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, Erziehung und Bildung, Kultur und Politik, Rechts- und Sozialkunde und eine gesunde Lebensführung.

Gewählt wurden als l. Vorsitzende Frau Mariechen Lührs, Marxen, als 2. Vorsitzende Hermine Struck, Hanstedt, als Schrift- und Kassenführerin Emilie Lüllau, Hanstedt, und als Beisitzerinnen Ida Memke, Hanstedt, Hedwig Kroger, Marxen, und Erna Menke, Ollsen.
Bei der nächsten Zusammenkunft in Brackel erhielt der neugegründete Landfrauenverein den Namen „Landfrauenverein Brackel-Hanstedt und Umgegend“. Ein Jahresbeitrag von 4,- DM, in zwei Halbjahresraten zu zahlen, wurde festgesetzt.
Am 25. Januar 1950 trafen sich die Mitglieder in Ramelsloh. Es waren 30 Frauen anwesend. Frau Erna Jobmann aus Ramelsloh wurde in den erweiterten Vorstand gewählt. Ihr Amt als Ortsvertrauensfrau, in dem sie die Mitglieder in Ramelsloh betreute, hatte sie etwa 25 Jahre inne. Noch in der Anfangszeit kamen die Ortschaften Asendorf, Dierkshausen und Nindorf hinzu. Weitere Ortsvertrauensfrauen wurden für die Orte gewählt. Man traf sich im Winterhalbjahr fast monatlich, wobei die Themen mehr auf praktische, lebensnotwendige Dinge bezogen waren, z. B. fachgerechte Tierhaltung, Arbeitserleichterung für die Landfrau, Kinder- und Frauenkrankheiten, die Bewirtschaftung des Nutzgartens und Kriegsblindenprobleme. Man traf sich auf Kreisebene mit Rußlandheimkehrern. Theaterbesuche waren sehr beliebt, desgleichen Tagesausflüge im Sommer. Bereits 1959 hatte unser Landfrauenverein 135 Mitglieder. Kulturelle und politische Bildung sowie Ernährungsfragen nahmen an Bedeutung zu. Höhepunkte waren immer die Erntedank- und die Adventsfeiern sowie die Kreislandfrauentreffen. Gute Kontakte bestanden zur Wirtschaftsberatungsstelle in Winsen/L.

Tagungen der Kreisarbeitsgemeinschaft (heute Kreisverband) mit den Landfrauenvereinen wurden regelmäßig durchgeführt.
Im Jahre 1968 schlössen sich auch Wesel und Undeloh unserem Verein an. Die Landfrauenvereine mit ihren Kreis- und Landesverbänden entwickelten sich zu einer der größten Frauenorganisationen in der ganzen Bundesrepublik. Unsere langjährige Vorsitzende, Frau Mariechen Lührs, gab ihr Amt im Jahre 1978 ab. Sie hatte den Verein 29 Jahre geführt und mit großem Einsatz mit aufgebaut; etwa 180 Mitglieder waren zu verzeichnen.

Ein neuer Vorstand wurde gewählt, als 1. Vorsitzende Hanna Behr, Ohlendorf, als stellvertretende Vorsitzende Gerda Schneider, Ramelsloh, als Kassen-und Schriftführerin Elli Oertzen, Ohlendorf, als Stellvertreterin Ilse Inselmann, Ollsen, sowie drei Beisitzerinnen: Ilse Lührs, Marxen, Helga Isernhagen, Nindorf, und Erika Albers, Hanstedt. Bedingt durch den Strukturwandel in unseren Dörfern veränderte sich auch die Mitgliederstruktur in unserem Landfrauenverein. Der Anteil der Mitglieder, die in der Landwirtschaft tätig waren, nahm ab. Diese Entwicklung setzt sich bis heute fort. Zur kulturellen und politischen Weiterbildung gehören nun ebenfalls kleinere und größere Reisen: Berlin, Holland, Frankreich, Fränkische Schweiz, Italien, Polen und Norwegen, um nur einige zu nennen. Trotzdem sind unsere Tagesfahrten weiterhin beliebt. Kreatives steht bei unseren Landfrauen hoch im Kurs, z. B. alte Handarbeits-techniken, Spinnen und Weben, Fimoarbeit, Schneidern, Oster-und Adventsschmuck. Außerdem engagieren wir uns auf sozialem Gebiet. Seit 1982 werden vom Erlös des Keksverkaufes auf dem Hanstedter Weihnachtsmarkt Altenheime bedacht und besucht und Sozialstationen unterstützt. Daneben verlosen wir von diesem Erlös jeweils vier Freiplätze für Bildungsfreizeiten im Haus der Landfrau – Haus am Steinberg in Goslar. Da unsere stellvertretende Vorsitzende Frau Gerda Schneider im Oktober 1986 verstarb, fand im folgenden Jahr eine größere Wahl statt (gewählt wird alle vier Jahre):

Als 1. Vortsitzende wurde Hanna Behr, Ohlendorf, als stellvertretende Vorsitzende Wiebke Oertzen, Holtorfsloh, als Kassenführerin Ilse Inselmann, Ollsen, als Stellvertreterin Elli Eddelbüttel, Ramelsloh, als Schriftführerin Ulrike Harms, Hanstedt, und als Stellvertreterin Ilse Müller, Hanstedt, gewählt.

Zu den vier Beisitzerinnen wurden bestimmt: Ilse Lührs, Marxen, Helga Isernhagen, Nindorf, Irene Schröder, Ramelsloh, und Erika Albers, Hanstedt. Mit wachsender Mitgliederzahl wurde auch unser Jahresprogramm umfangreicher. Aktuelle Themen aus den verschiedensten Bereichen wählten wir mit Vorstand und Ortsvertrauensfrauen aus. Seminare erweiterten unser Angebot, z. B. „Schönheit von innen und außen“ mit fachlicher Beratung und „Sind Sie richtig versichert?“
Nach der Grenzöffnung im Jahre 1989 suchten wir Kontakte zu Frauengruppen in der ehemaligen DDR, die noch heute bestehen. Tagesfahrten nach Schwerin, Bad Doberan sowie eine Reise nach Thüringen und Sachsen verschafften uns Eindrücke und ein besseres Verständnis unserer Landsleute dort.

1994 wurde der Landfrauenverein Brackel-Hanstedt und Umgegend eingetragener Verein mit 14 Dörfern einschließlich Thieshope. Er hat 440 Mitglieder, die sehr aktiv sind. Von den Anfängen bis heute finden unsere Veranstaltungen in den verschiedenen Orten unseres Vereins statt. Außer vom Vorstand (inzwischen kam für Erika Albers, Hanstedt, Ilse Garbers, Dierkshausen, neu in den Vorstand) werden unsere Mitglieder von 32 Ortsvertrauensfrauen betreut. In Ramelsloh gehören dazu: Gisela Glabach, Anneliese Maack, Gisela Eddelbüttel undGerda Buhr. Der Jahresbeitrag beträgt 25,- DM. Unser Verbandszeichen, die silberne Biene, ist unser Symbol, sie steht für Einsatzbereitschaft und Fleiß. Wir wollen weiterhin das Leben in unseren Dörfern aktiv mitgestalten. In unserem Landfrauenverein praktizieren wir das Miteinander der verschiedenen Generationen und wünschen, daß uns das auch in Zukunft gelingen möge.

Ein Beitrag von Hanna Behr, Ohlendorf zur 1.150 Jahrfeier 1995

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