Menschen i. u. Gemeinde: Hilke Hartig

Menschen i. u. Gemeinde: Hilke Hartig vom Edeka Markt

Die Corona-Pandemie hat unseren Alltag stark verändert. Anspannung und Unsicherheit haben um sich gegriffen, Krankheit und Tod bedrohen unser Leben, Krankenhäuser sind überlastet, Teile der Wirtschaft lahmgelegt, internationale Lieferketten funktionieren nicht mehr, viele Menschen bangen um ihre Existenz. Supermärkte sind zum Zentrum des öffentlichen Lebens geworden. Trotz der hohen Belastung war Hilke Hartig von Knolles Markt zu einem Interview mit dem Turmhahn bereit.

Turmhahn: Supermärkte sind ein Ort, an dem viele verschiedene Menschen, trotz des Kontaktverbotes, aufeinandertreffen. Wie setzt ihr die Sicherheits- und Hygienevorschriften um? Hilke Hartig: Wir haben nur eine begrenzte Anzahl an Einkaufswagen vor dem Markt stehen. Zusätzlich stehen Sicherheitsleute mit vor dem Eingang, die die Einkaufswagengriffe desinfizieren und dafür sorgen, dass auch jeder Kunde einen Einkaufswagen nimmt. Im Markt haben wir Abstände markiert, damit der Abstand zu unseren Mitarbeitern und zu anderen Kunden gewährleistet ist. Die Kassiererinnen haben zusätzlich eine Schutzscheibe montiert bekommen. Desweiteren gibt es Hinweisschilder, die an das Einhalten der Abstände erinnern.

Turmhahn: Lebensmittelgeschäfte haben weiterhin geöffnet und reagieren sogar mit Erweiterung der Öffnungszeiten. Ist die Versorgung mit Lebensmitteln in Deutschland sichergestellt? Hilke Hartig: Ja, die Versorgung ist sichergestellt. Wir bekommen weiterhin drei Mal wöchentlich Ware. Vielleicht gibt es manchmal nicht die Auswahl an z.B. Mehl oder Toilettenpapier, aber wir bekommen immer etwas geliefert. Die Be-grenzungen zum Einkaufen konnten wir in allen Bereichen aufheben, außer bei Toilettenpapier, Küchenrollen und Hefe.

Turmhahn: Die Belastung für die Angestellten ist hoch, sie haben täglich Kontakt mit vielen Menschen. Wie gross ist eure Sorge um Ansteckung der Mitarbeiter, wie motiviert ihr sie und wie garantiert ihr ihnen den grösstmöglichen Schutz? Hilke Hartig: Wir sind uns der Verantwortung bewusst, die wir für unsere Kundinnen und Kunden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Durch markierte Sicherheitsabstände und regelmäßige Reinigung versuchen wir ein hohes Maß an Hygiene zu gewährleisten. Alle Mitarbeiter haben Desinfektionsgel für die Hände zur Verfügung gestellt bekommen. Einmal-Handschuhe stehen hier immer allen zur Verfügung. Zusätzlich zu den Scheiben an den Kassen, haben wir nur noch jede zweite Kasse geöffnet, damit auch für die Kassiererinnen der Sicherheitsabstand gewährleistet ist.

Turmhahn: Gibt es gesetzliche Vorgaben für den Arbeitsschutz zu Pandemiezeiten oder erarbeitet jeder Markt eigene Massnahmen zur Umsetzung? Hilke Hartig: Es gibt Zugangsbeschränkungen, die das Land erlassen hat. Aus diesem Grund haben wir nur begrenzt Einkaufswagen zur Verfügung. So können wir zu jeder Zeit sagen, wie viele Kunden im Markt sind. Was jeder Markt für sich noch „on top“ macht, ist ihm selbst überlassen. So haben wir zum Beispiel den Tröpfchenschutz an den Kassen angebracht, Markierungen auf den Boden geklebt und unseren Mitarbeitern Mundschutz, Handschuhe und Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt.

Turmhahn: Der grösste Teil der Kunden wartet geduldig auf die Einkaufswagen und hält Abstand. Doch manchmal ist die Stimmung sehr angespannt und die Kunden reagieren ungehalten. Wie belastend ist diese Situation für die Mitarbeiter? Wie hat sich das Ein-kaufsverhalten verändert? Hilke Hartig: Wir erinnern Kunden immer wieder daran, dass Abstand gehalten werden muss, auch zu unseren Mitarbeitern. Natürlich haben auch diese Bedenken, angesteckt zu werden. Aber die meisten Kunden sind verständnisvoll und nehmen Rücksicht. Die Einkäufe werden bedachter ge-macht, sodass man nicht jeden Tag einkaufen gehen muss. Wir erleben, dass die Kundinnen und Kunden sehr freundlich sind und sich viel häufiger als sonst bei uns bedanken.

Turmhahn: Die Mehrheit der Menschen akzeptiert die Einschränkungen. Jeder kann dazu beitragen, dass sich die Infektion langsamer ausbreitet. Wir müssen hoffen, dass sich jeder vernünftig verhält. Besonders ältere Menschen in unserer Gemeinde sind gefährdet. Doch viele erledigen ihren Einkauf weiterhin.

Turmhahn: Was würdet ihr den Menschen empfehlen? Hilke Hartig: Wir freuen uns, dass die Kirchengemeinde mit „Tür an Tür“ Menschen aus den Risikogruppen oder Infizierte bei den Einkäufen unterstützt. Manche nutzen aber auch den Einkauf, um überhaupt einmal vor die Tür zu gehen. Jeder sollte für sich entscheiden, was für ihn das Richtige ist. Wichtig ist, dass die Abstände eingehalten werden, egal ob Risikogruppe, oder nicht. Weiterhin empfehlen wir Einkäufe zu bündeln und nicht jeden Tag zu kommen. Um möglichst viele Kontakte zu vermeiden, empfiehlt sich ein Einkauf zu Beginn der Woche, da es dann meistens deutlich leerer ist.

Turmhahn: Bietet ihr einen Lieferservice an? Hilke Hartig: Nein, wir bieten keinen Lieferservice an und verweisen auch hier gerne an die Kirche. Aufgrund von Hygie-nevorgaben, die wir als Einzelhandel beim Liefern erfüllen müssen, können wir diesen Service leider nicht anbieten.

Turmhahn: Wann ist euer Geschäft besonders frequentiert, kann ich Stosszeiten vermeiden, um Anstehen vor dem Einlass zu entgehen? Hilke Hartig: Anstehen vor dem Eingang ist in der Regel nicht notwendig. Es sind ausreichend Einkaufswagen vorhanden. Dennoch ist es nach wie vor am Freitag und Samstag besonders voll, gerade zu Mittagszeit. Wir empfehlen den Großeinkauf schon Anfang der Woche zu tätigen und möglichst gut zu planen, so dass der typische Wochenendeinkauf entfällt.

Turmhahn: In diesen Wochen wird viel von Solidarität gesprochen. Mit viel Kreativität und Gemeinsinn wurde die Krise bisher gemeistert. Allerdings sprechen Hamsterkäufe, tägliche Einkäufe und Verletzungen des Kontaktverbotes eine andere Sprache. Wird die Coronakrise unsere Gesellschaft nachhaltig verändern? Hilke Hartig: Ich denke, dass wir unsere sozialen Kontakte wieder mehr zu schätzen wissen. Der Besuch der Enkel bei Oma und Opa, der Grillabend mit Freunden und auch das Spielen der Kinder unter-einander. Meine Tochter fragt jeden Tag, ob die Krankheit vorbei ist und sie sich wieder verabreden darf.

Turmhahn: Gibt es etwas, das ihr euren Kunden gerne sagen würdet? Hilke Hartig: Wir bedanken uns bei unseren Kundinnen und Kunden für ihr großes Verständnis, wenn doch mal etwas fehlt oder nicht abläuft wie gewohnt und für ihre Freundlichkeit, sowie Dankbarkeit uns und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber.

Turmhahn: Knolles Markt -umsorgt sie, das wissen wir als Kunden gerade in diesen Wochen zu schätzen. Danke, dass ihr für uns da seid und den Laden am Laufen haltet.

Interview: Sabine Eddelbüttel   5/2020

 

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