Menschen in unserer Gemeinde: Jens Pape
Jens Pape wurde 1970 geboren und ist in Ramelsloh aufgewachsen. Nach seinem Studium in Hannover kehrte er hierher zurück und ist seither als Chorleiter, Pianist, Sänger und Komponist in Hamburg, im Landkreis und deutschlandweit unter-wegs. Den Ramelslohern ist er aus vielen Konzerten und Gottesdiensten bekannt: an der Orgel im Laternengottesdienst oder am Klavier bei der DRK-Weihnachtsfeier. Sein erstes großes Konzert erlebte er als junger Chorsänger in unserer Kirche. Dieses prägende Erlebnis mag dazu geführt haben, dass Jens Pape bis heute regelmäßiger Gast in der Ramelsloher Kirche ist und er sich seit neustem sogar als Kreiskantor für Popularmusik intensiv der Kirchenmusik in unseren Gemeinden verschrieben hat.
Turmhahn: Herr Pape, wann haben Sie Ihre Freude an der Musik entdeckt? Meine Liebe zur Musik kommt zum großen Teil aus der Familie meiner Mutter. Dort wurde schon immer viel gesungen und musiziert. Vor allem stand dort das erste Klavier, an dem ich mich ausprobieren durfte. Was den kreativen Umgang mit Worten angeht, habe ich viel von meinem Vater und meinem Großvater mitbekommen. Deren wortgewandte Gestaltung des Kommers beim Schützenfest oder die liebevollen und detailreichen historischen Betrachtungen in der Dorfchronik von meinem Vater Ingo Pape sind ja vielen Ramelslohern bekannt. Und von meiner Oma Hilde habe ich gelernt, dass es sich über das Leben am leichtesten in Liedern spricht. Sie hatte für jede Situation des Lebens das passende Liedchen parat: ob nun das Gute-Nacht-Lied für meine Schwester Ilka und mich oder ein passender Schlager bei Liebeskummer: Dass ich selbst Musiker werden wollte, wurde mir während der ersten Chorprobe in der 7. Klasse am Gymnasium klar: ich wollte die eine Sopranistin aus der 10. Klasse heiraten, ich wollte so singen wie einer der Tenöre und so cool werden wie der Chorleiter. Hat fast alles geklappt: (… nur, dass der Tenor jetzt mit der Sopranistin verheiratet ist, echt wahr!)
Turmhahn: Welche Ausbildung haben Sie später erhalten?
Die wichtigste Ausbildung war zweifellos der Schulchor am Gymnasium Hittfeld bei Herrn Klump. Mit ihm haben wir große Chorwerke wie das Mozart-Requiem und das Weihnachtsoratorium gesungen. Das hat mich sehr geprägt. Das „WO“ haben wir auch hier in Ramelsloh aufgeführt. Ganz entscheidend war natürlich auch mein phantastischer Klavierunterricht. Nach der Schulzeit habe ich Musikalische Früherziehung, Klavier und Gesang in Hannover studiert. Auch in dieser Zeit habe ich in einem phantastischen Chor gesungen und war der Countertenor der a cappella –Band Maybebop. Damit war der Weg zum Chorleiter und Ensemblesänger deutlich vorgezeichnet.
Turmhahn: Welche musikalischen Schwerpunkte haben Sie heute?
Ich bin ganz klar ein Popmusiker, profitiere aber von meiner klassischen Ausbildung. Ich komponiere und texte viel, leite den Kinder- und Jugendchor „Die Jungs“, gebe Workshops und spiele in Bands. Außerdem musiziere ich gerne und häufig in Gottesdiensten. Auf meinem Youtube-Kanal „Jens Pape-Musik“, kann sich, wer möchte, einen guten Überblick über mein musikalisches Tun verschaffen.
Turmhahn: Im Weihnachtsgottesdienst 2019 haben Sie alte Choräle musikalisch modern interpretiert. Welche Bedeutung haben christliche Lieder und Texte für Sie?
Ein guter Song bleibt ein guter Song egal, wann er geschrieben wurde. Viele der alten Choräle, die wir heute im Gottesdienst singen, „funktionieren“ schon seit Jahrhunderten. Wenn ich für mich das Gefühl habe, dass ein altes Stück mir auch heute noch etwa sagt, versuche ich, die Musik behutsam in die heutige Zeit zu „übersetzen“. Viele der alten Choraltexte sind von solcher Schönheit und Kraft, dass man sie eben einfach nur „bewusst“ singen muss, um sie zu spüren und ihren Gehalt zu transportieren. Ich bemühe mich, die Lieder so zu gestalten, dass die Gemeinde sie während des Singens nachfühlen und nachvollziehen kann. Vielen Menschen erscheinen die alten Choräle musikalisch und textlich heute etwas sperrig und unnahbar. Als Popmusiker ist es meine Aufgabe, diese zeitlo-sen und wunderbaren Stücke in die Gegenwart zu holen, indem ich für diese alten Lieder eine moderne musikalische Sprache benutze. Ich hoffe, dass ich mit meiner Art zu musizieren eine Brücke schlagen kann zwischen der überlieferten und der modernen Kirchenmusik.
Turmhahn: Seit Anfang März sind Sie Kantor für Populäre Musik in unserem Kirchkreis Winsen. Wie würden Sie Ihr Arbeitsfeld grob umschreiben?
Für den Kirchenkreis bin ich jetzt „unterwegs im Namen des Herrn und der Popmusik.“ (lacht) Im Ernst: Ich denke, es gibt eine gewisse Sehnsucht nach musikalischer Frische in den Gottesdiensten. Ich hoffe, ich kann die Kirchen- und Gottesdienstmusik in den einzelnen Gemeinden unseres Kreises mit ein paar frischen popmusikalischen Impulsen ergänzen und bereichern. Ein Schwerpunkt wird sicher die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sein. Es wird aber auch einen Aus-tausch und eine gegenseitige Bereicherung mit meinen erwachsenen Musikerkolleginnen geben.
Turmhahn: Sie sind schon zusammen mit Ihrer Frau und auch mit Ihrer Tochter in der Ramelsloher Kirche aufgetreten. Welche Rolle spielt die Musik in Ihrer Familie?
Musik ist bei uns allgegenwärtig. Meine Frau habe ich beim Musizieren kennengelernt. Meine Tochter hat schon mit sechs Monaten während der Chorprobe unter dem Flügel auf einer Decke gelegen und mein Sohn schleicht sich inzwi-schen jeden Tag ein halbes Stündchen ans Klavier zum Improvisieren. Es macht mich sehr glücklich, dass ich mit meiner großen Tochter Zeit verbringen darf, um einen wunderbaren Liederabend wie im letzten Jahr zu gestalten oder mit meiner Frau zweistimmig einen Gottesdienst zu begleiten. Miteinander zu musizieren gehört bei uns einfach dazu. Es gibt uns Kraft und führt uns immer wieder zusammen.
Turmhahn: Was verbindet Sie mit Rolf Zuckowski?
Rolf hat mich vor 11 Jahren ermuntert, meinen Chor “Die Jungs“ zu gründen: Jens Pape beim Video-Gottesdienst zum 22.03.20 -Video abrufbar unter www.kirche-ramelsloh.de
Ausschließlich Jungs und repertoiremäßig im Gegensatz zu den klassischen Kna-benchören, popmusikalisch. Die Ramelsloher haben die Entwicklung des Chores im letzten Jahrzehnt miterleben können, da wir regelmäßig alle zwei Jahre ein Konzert in unserer Kirche gegeben haben. Seither verbindet mich mit Rolf dieses Herzprojekt. Auch mein Einschulungs-Musical „Ach du meine Tüte“ habe ich mit ihm gemeinsam veröffentlicht. Über die Jahre ist Rolf ein guter Freund geworden und weiterhin ein unerschöpflicher Quell an Ideen, Ratschlägen und Impulsen.
Turmhahn: Und wann werden Sie das nächste Mal in unserer Gemeinde zu hören sein?
Jens Pape: Am 6. September werde ich gemeinsam mit den Jungs und Rolf in der Kirche zu Gast sein; ich spiele beim Sportfestgottesdienst Piano und werde, worauf ich mich jetzt schon besonders freue, hoffentlich wieder in der Christnacht mit Lilli zusammen Musik machen.
Turmhahn:
Lieber Jens Pape, wir freuen uns über Ihre Tätigkeit im Kirchkreis und natürlich besonders auf Ihre Auftritte bei uns in der Kirchengemeinde!
Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!
Interview: Renate Grote im März 2020