Schule und andere Autoritäten

Lehrer, Pastor und Wachtmeister

Schule in Ramelsloh war bereits mein Thema, Grund einmal mehr über diese Zeit nachzudenken.

Autorität und gebührender Respekt vor den Erwachsenen war in den 50er Jahren bezeichnend auf dem Lande. Angeführt durch die Lehrer, die den Rückhalt durch die Eltern hatten. Züchtigung war in dieser Zeit Normalität. Eine Gesprächsrunde im Winsener Marstall über die Nachkriegszeit bestätigte die Aussage, dass Züchtigungen in den Jungenklassen noch bis 1962, bei den Mädchen bis ca. 1957 durchaus üblich waren. Anlässe dafür waren je nach den Launen der Lehrer in den großen Klassen schnell gefunden, oder auch  das Nichtgrüßen, auf dem Friedhof laufen, Vogelnester ausstöbern uvm. außerhalb der Schule gehörte zu Hoheitsgebiet des Lehrers. Der Pastor und der Wachtmeister waren Autoritäten. In Ramelsloh und Ohlendorf hatte Herr Lange die polizeiliche Gewalt. Selbst meine Eltern scheuten sich nicht ein Fehlverhalten von mir in Polizeihände zu geben. 10 Tage lang musste ich punkt 18 Uhr bei Herrn Lange erscheinen und ihm meinen Tagesablauf offenlegen. Während dieser 20minütigen Sitzung bei der „Super Nanni“ in seinem Dienstzimmer tippte er dabei immer mit dem Gummiknüppel auf den Schreibtisch und hörte sich meine Geschichten an. Das war ganz schön hart für einen neunjährigen Flegel. Ordnungsstrafen beim Pastoren und im Konfirmanden-unterricht waren an der Tagesordnung, meist bei den Jungen, Abschreiben von ganzen Artikeln und Gesängen bis hin zum Laubharken im großen Pastorengarten waren saisonbedingte Strafen. Nachsitzen in der Schule war besonders im Sommer bitter. Schularbeiten nachholen und andere Schreibübungen ganz alleine oder auch mal zu zweit hatten ja meistens auch noch zu Hause ein kleines Nachspiel. Das Verhältnis zu den Erwachsenen war geprägt durch Grußpflicht mit Mütze ziehen und leichtem Knicks bei den Mädchen.

Da man jeden Nachbarn und Freunde der Eltern kannte, wurden sie dann mit Tante oder Onkel vor dem Vornamen angesprochen. Diese hatten natürlich auch Autorität und zögerten nicht Fehlverhalten bei den Eltern anzuschwärzen. Als besonders lästig wurde die Pflicht des Straßenfegens, Hofharkens, Holz- und Brikett stapelns, sowie das Koksschaufeln und die Gartenarbeit angesehen.

Viel angenehmer war es natürlich, außer Haus zu helfen. Bäuerliche Betriebe benötigten immer Hilfe. Bei der Ernte, beim Dreschen, Kartoffel sammeln und vieles mehr. Verbunden war dies natürlich immer mit gutem Essen, „Stipp in de Pann“ Milchsuppen in vielen Variationen, große Bohnen , Schwarzwurzeln und Grünkohl um nur einige zu nennen, sie waren der Lohn und immer ein Genuss. Technische Neuerrungen reizten natürlich die Jungen bei der Ausübung der Landarbeit auf dem  Lande und in der Forst. Trecker und andere Maschinen sorgten dafür, das viele Kenntnisse aber auch der Umgang mit Tieren vermittelt wurden.

Ingo Pape

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