Holtorfsloh, eine kleine Chronik

Holtorfsloh, eine kleine Chronik                                             von Hermann Maack

Holtorf – wie der Ort bis 1936 hieß – wurde nach den bisherigen Kenntnissen erst­malig im Jahre 1411 urkundlich erwähnt.

Damals übertrugen die Gebrüder von Estorff ihre Ansprüche auf den Zehnten dem Kloster Scharnebeck.

Es war zunächst ein Haufendorf mit drei Vollhöfnern und zwei Halbhöfhern. Nach dem Lagerbuch des Amtes Winsen von 1681 waren alle Herrenmänner, d.h. sie waren zehntpflichtig gegenüber dem Lan­desherren. Daneben dienten sie zwei Tage wöchentlich bei der Herrenschäferei in „Herrenkaben“. Erst nach der Verkoppelung wurden sie Eigentümer von Grund und Boden.

Nach der Zusammenle­gung der Kreise Winsen und Harburg im Jahre 1932 wurde Holtorf gegen den Widerstand der Bevöl­kerung im Jahre 1936 in Holtorfsloh umbenannt. Bis 1972 blieb die Ge­meinde selbständig. Nach der Gebiets- und Verwal­tungsreform im Jahre 1972 wurde sie in die Ge­meinde Seevetal eingegliedert. Danach bildeten Holtorfsloh und Ohlendorf eine Ortschaft mit eigenem Ortsrat innerhalb der Gemeinde Seevetal.

Der letzte Bürger­meister der Gemeinde Holtorfsloh, Her­mann Maack, wurde danach Ortsbürger­meister der Ortschaft Ohlendorf/ Holtorfsloh. Er blieb dies bis zum Jahre 2001. Ab 1972 war er gleichzeitig Mit­glied des Rates der Gemeinde Seevetal. Mit Ende der Wahlperiode im Jahre 2006 endete nach 42 Jahren seine kommunalpo­litische Tätigkeit. Wegen seiner Verdiens­te um die Gemeinde Seevetal wurde er im Jahre 2008 zum Ehrenbürger ernannt.

 Nachfolger als Ortbürgermeister wurde im Jahre 2001, nachdem die Orte Ramelsloh, Ohlendorf und Holtorfsloh zu einer Ortschaft zusammen gelegt wurden, Bodo Rick aus Ramelsloh.

Die Schule, wurde 1890 gebaut. 1816 gründete die Gemeinde Holtorf eine eigene Schule im „alten Menkeschen“ Hause (heute Langenbergstr. 16a). Der Hofname „Schimmes“ deutet noch heute auf die damalige Schulstelle hin. Bis dahin mussten die Kinder nach Ohlendorf zur Schule gehen. Diese bestand zunächst bis zum Jahre 1876. Wegen anstehender Re­paraturen am Schulhaus in Ohlendorf – an denen sich die Gemeinde Holtorf nicht beteiligen wollte – wurde im Jahre 1890 in Holtorf ein Neubau errichtet. Hier wurden die Kinder aus Holtorf bzw. Holtorfsloh in einem Klassenraum bis zum Jahre 1964 -zuletzt auch Kinder aus Thieshope – unter­richtet. Danach gingen die Kinder zur sog. Mittelpunktschule nach Ramelsloh. Die Grundschüler besuchen noch heute die Schule in Ramelsloh; Haupt- und Real­schüler sowie Gymnasiasten gehen in Hittfeld zur Schule.

Das Schulgebäude in Hol­torfsloh wurde verkauft und ist heute unter der Anschrift „Kastanienallee 19″ zu fin­den.

Kirchlich gehör­te Holtorfsloh -oder besser Hol­torf, wie es da­mals hieß schon immer zum Kirchspiel Pattensen. Zur etwa vier km entfernten Kir­che brauchten die Konfirman­den zu Fuß ca. eine Stunde. Für die Kirchgänger ging es mit der Kutsche oder später auch mit dem Fahrrad natürlich etwas schneller. Heute spielt die Entfer­nung mit dem Kraftfahrzeug kaum noch eine Rolle. Alle kirchlichen Handlungen wie Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Begräbnisse fanden in Pattensen statt. 1954 bekam die Gemeinde Holtorfsloh einen eigenen Friedhof. Die Trauerfeiern finden in der Regel in der Friedhofskapelle in Ohlendorf statt. Anschließend erfolgt die Beisetzung auf dem Friedhof in Hol­torfsloh.

Der Zusammenhalt in der Nachbarschaft ist in Holtorfsloh noch weitgehend vorhan­den.

Im Jahre 1934 waren 10 Männer aus dem damaligen Holtorf Mitbegründer des Löschverbandes Ohlendorf/Holtorf. 1946 wurde in Holtorfsloh eine eigene Feuer­wehr gegründet. Bis zur Einweihung eines neuen Gerätehauses im Jahre 1987 waren alle Gerätschaften und Fahrzeuge der Feu­erwehr im alten „Spritzenhaus“ unterge­bracht. 2007 erhielt die Feuerwehr Hol­torfsloh ein neues modernes Löschfahr­zeug. Viele Einwohner von Holtorfsloh fühlen sich der Feuerwehr als fördernde Mitglieder verbunden; zumal da die Feuer­wehr die einzige Institution im Ort ist, die die Dorfgemeinschaft pflegt und z.B. das Osterfeuer und das Dorffest ausrichtet.

Die beiden Weltkriege haben auch in Hol­torfsloh schreckliche Spuren hinterlassen. So mussten im Ersten Weltkrieg sieben Männer ihr Leben lassen. Im Zweiten Weltkrieg fielen sechs Männer, und sechs gelten noch heute als vermisst.

Von 1929 bis 1989 hatte der Ort eine eige­ne Poststelle. Sie befand sich zunächst im Hause „Zum Kreuzberg 3″ und ab 1942 im Hause „Kastanienallee 26″. Die Zustellung wurde zunächst zu Fuß und später mit dem Fahrrad durchgeführt. Heute befindet sich die nächste Postagentur in Ohlendorf. Die Zustellung erfolgt per PKW von Stelle aus.

Holtorfsloh hat auch Besonderheiten auf­zuweisen. Hier befindet sich der einzige Flugplatz innerhalb der Gemeinde Seeve­tal. Es handelt sich um einen Segelflug­platz. Insbesondere am Wochenende wer­den die Segelflugzeuge mit einer Schlepp­maschine in die Lüfte gezogen. Nach dem Ausklinken zieht das Segelflugzeug dann allein fast geräuschlos seine Bahnen.

Ein Windrad, das der Wasserförderung diente, steht heute unter Denkmalschutz. Auch das strohgedeckte Fachwerkhaus „Kastanienallee 12a“ ist als erhaltenswert eingestuft worden. Das Häuslingshaus von ca. 1740 in der Kastanienallee 12a ist das älteste Gebäude im Ort.

Hermann Maack

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