Ramelsloh nach 1950 Teil 1

Ramelsloh nach 1950 bis zum Verlust der gemeindlichen Selbständigkeit

Die Einwohnerzahl in der Gemeinde Ramelsloh hatte in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts zwischen 600 und 700 Personen betragen, davon waren weitaus die meisten in der Landwirtschaft beschäftigt oder ihr zumindest durch ihren Beruf (Handwerker o.ä.) verbunden.

1946 betrug die Anzahl der gemeldeten Personen, bedingt durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen, bereits 1043, ein Wachstum, das – wie in anderen Dörfern des Landkreises Harburg auch – erhebliche Veränderungen in der Dorfstruktur zur Folge hatte.  So wurden 1947 in der Volksschule Ramelsloh neben den 83 einheimischen Schülern 107 Flüchtlingskinder registriert. Das führte auch dazu, dass an dieser Schule, die als „Evangelische Bekenntnisschule“ geführt wurde, eine katholische Lehrkraft eingestellt wurde. Die beiden damals vorhandenen Klassenräume, untergebracht in zwei Schulgebäuden – heute: Am Alten Glockenturm 2 (Rick) und Enge Straße 4 (Nolte) – reichten nicht mehr aus. Deshalb beschloss der Gemeinderat bereits 1950, „einen Plan für einen Schulklassen-Umbau bzw. -Ausbau auszuarbeiten“ (Fertigstellung 1952). Für die starke Zunahme der Bevölkerung und deren Versorgungsbedarf ist auch folgende Feststellung des Rates im März 1951 bezeichnend: „Für 107 Personen wird Gemüseland benötigt (ca. 2 Morgen)“.

Da für die zugewanderten Bewohner weder genügend Wohnraum noch Arbeitsmöglichkeiten vorhanden waren und auch hier nicht kurzfristig geschaffen werden konnten, sank die Zahl der Einwohner und damit auch die der Schüler wieder. Aus diesem Grund wurde an der Ramelsloher Volksschule die vierte Schulstelle 1952 wieder aufgehoben, 1956 auch die dritte Lehrerstelle, die aber schon zu Ostern 1962 wieder eingerichtet werden musste. 1960 wurde als Einwohnerzahl 843 angegeben, als Schülerzahl 77.

Ende der fünfziger Jahre führten die Bemühungen der Ohlendorfer Bevölkerung, von der Kirchengemeinde Pattensen in das nahe Ramelsloh umgepfarrt zu werden, zum Erfolg. Seit 1957 gehören die Einwohner des Nachbardorfes Ohlendorf zur Kirchengemeinde Ramelsloh. 1958 wurde das neuerbaute Pfarrhaus bezogen, das das bereits 1939 abgebrannte endlich ersetzen konnte.

Am 23.09.1958 erfolgte die Einweihung der zwischen Ramelsloh und Ohlendorf verlaufenden Autobahnstrecke Berkhof-Maschen. Eine BAB-Anschlussstelle war hier zunächst nicht vorgesehen gewesen, obwohl bereits 1938 die Bürgermeister und die Ortsbauernführer aus den beiden Gemeinden Ramelsloh und Ohlendorf ein Schreiben an die „Oberste Bauleitung der Reichsautobahn in Altona“ geschickt hatten: „Die Gemeinden Ramelsloh und Ohlendorf beantragen hiermit eine Auffahrt zur Reichsautobahn an der Strecke Hamburg-Hannover…“. Erst durch erneutes Drängen der Gemeinden, durch die kostenlose Zurverfügungstellung des erforderlichen Geländes und durch den Einsatz des damaligen, hier örtlich zuständigen Bundestagsabgeordneten Dr. Seebohm, der gleichzeitig auch Bundesverkehrsminister war, wurde es dann doch möglich, auch für Ramelsloh und Ohlendorf eine – wenn auch in den Ausmaßen kleinere – BAB-Anschlussstelle einzurichten. Dieses wiederum führte zu einer verstärkten Nachfrage nach Bauland und in der Folge zu lebhafter Bautätigkeit. So entstanden Häuser im Bereich der heutigen Straße „Vor den Dünen“, damals auch als „Kirchensiedlung“ bezeichnet. Begünstigt durch die neue schnelle Verbindung zur Hamburger Innenstadt entstanden die Häuser im Landhaus-Baugebiet „Ramelsloh-Horn“, anfangs auch als „Villensiedlung“ benannt. Später wurde das „Domherrenfeld“ bebaut und die Gemeinde betrieb auch die Planung eines Gewerbegebietes.  Es erfolgte der Anschluss an den Wasserbeschaffungsverband Harburg in Hittfeld, der Badeteich wurde von der Realgemeinde an die politische Gemeinde übertragen, ein neues Feuerwehrhaus errichtete man 1962 am Stinnweg. Im Jahre 1964 überstieg die Einwohnerzahl in Ramelsloh wieder die Tausendergrenze.

Nachdem Ende der fünfziger Jahre der Gedanke der Dörfergemeinschaftsschulen bzw. Mittelpunktschulen auch in der Landbevölkerung aufgenommen und vertreten wurde (Abschaffung von sog. „Zwergschulen“) begann man auch in Ramelsloh, Ohlendorf und Holtorfsloh damit, Vorarbeiten für eine gemeinsame Beschulung der Schülerinnen und Schüler aus diesen Orten zu treffen. 1961 gründeten die Räte aus diesen drei Gemeinden den „Schulzweckverband Ramelsloh“, dem in den Jahren 1965 bis 1974 auch die Gemeinde Marxen angehörte. Schon 1962 heißt es: „Die Bauzeichnungen und Pläne über den Schulneubau (auf dem Ulenbarg) …fanden einstimmige Zustimmung“. Ab 1964 bildeten dann die früher selbständigen Volksschulen Ramelsloh, Ohlendorf und Holtorfsloh eine gemeinsame Volksschule, damals mit der Bezeichnung Mittelpunktschule versehen.

Der Einzug der nunmehr 214 Schüler/innen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern  und mit den Bürgermeistern der drei Orte in das neue Schulgebäude (acht Klassenräume, dazu Gruppen-, Fach- und Nebenräume und Turnhalle) fand nach den Herbstferien  1964 in einem „Sternmarsch“ statt, von Ramelsloh aus auf dem extra angelegten neuen, gefahrlosen Schulweg vom Ortskern aus durch die Felder.

Wegen der gestiegenen Zahl der Einwohner beschloss man 1967 den Kauf eines neuen Friedhofgeländes. Der „Domplatz“ ging (für 1 DM pro qm) von der Klosterkammer in das Eigentum der politischen Gemeinde Ramelsloh über.

In den Jahren des „Wirtschaftswunders“ begann auch verstärkt die Technisierung der Landwirtschaft. Die Zahl der in der Landwirtschaft Tätigen ging stetig zurück. Mancher, der bisher von seiner Landwirtschaft gelebt hatte, begann eine andere Arbeit zusätzlich anzunehmen und betrieb seinen Hof nur noch als Nebenerwerb, andere gaben Viehhaltung und Ackerbau ganz auf. Der Prozess des Höfesterbens ist auch bis heute leider nicht beendet.

Ende der 60er Jahre begannen für Ramelsloh (auch für Horst und Marxen) mit dem beabsichtigten Bau der Güterverbindungsbahn Maschen-Buchholz auch die Überlegungen, die zur sog. „Flurbereinigung“ führten. Für die Landwirtschaft und für die Landschaft ergaben sich dadurch erhebliche Veränderungen. Grundbesitz und Wege in dem betreffenden Gebiet wurden neu geordnet, neu zugeteilt und (erst 1994) neu bewertet. In diesem Zusammenhang wurde dann auch ein Teil der Kreisstraße Nr. 9, heute die „Ramelsloher Allee“, neu als Entlastungsstraße um den Ortskern des Dorfes Ramelsloh herumgeführt. Auch die von der Fahrbahn getrennten Fuß- und Radwege in Richtung Harmstorf, Horst und Marxen gibt es seit dieser Zeit.

Mit dem weiteren Anstieg der Schülerzahlen war auch die neue Schule sehr bald wieder zu klein geworden, zumal ab 1965 auch die Schulkinder aus Marxen in Ramelsloh beschult wurden. Bereits 1969, als die Schülerzahl über 350 betrug und aufgrund der Geburtenzahlen erkennbar war, dass sie auf über 420 ansteigen würde, beschloss der Schulzweckverband einen großzügigen Anbau an die Schule. Es war eine Erweiterung um acht zusätzliche Klassenräume geplant. Wegen sich abzeichnender Zentralisierungstendenzen der Oberstufenschüler – als Besucher der geplanten Orientierungsstufen und Hauptschulen – wurden die Planungen allerdings nicht mehr genehmigt. Es erfolgte jedoch 1974 noch der Anbau von zwei Klassenräumen. Seit 1978 werden in der Ramelsloher Schule nur noch Grundschüler unterrichtet. Schüler der Orientierungsstufe und der weiterführenden Schulen fahren mit dem Schulbus nach Hittfeld.

Bevor 1972 die bisher selbständige Gemeinde Ramelsloh in der neu geschaffenen großen Einheitsgemeinde Seevetal aufging, erfolgte noch die Anlage des neuen Friedhofes. Der Bau der Friedhofskapelle und auch der des Kindergartens wurden begonnen.

In zahlreichen Besprechungen zwischen dem Bürgermeister der Gemeinde Ramelsloh und denen der Nachbargemeinden, in vielen Sitzungen auch der Räte, war die vom Land Niedersachsen geplante Gemeindereform ein sehr heiß diskutiertes Thema. Verschiedene Modelle für eine Schaffung von Samt- oder Einheitsgemeinden wurden auf ihre Durchführbarkeit hin überprüft, führten jedoch zu keinem befriedigendem Ergebnis.

weiter mit Teil 2

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